Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Juni 2016




Montag 13.06.2016
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Fehlt uns die sommerliche Agonie?
Die Dünne Kuh hat gefressen


Mai, Juni und auch noch der Juli, das waren Monate, in denen man oft die "Vaca Flaca" rezitiert hat. - Vaca Flaca heißt Dünne Kuh, aber vor allem bedeutet es, schlechte Zeiten. Das mit dem enger geschnallten Gürtel und die Sommermonate hielten ganz lange viel von diesem Potenzial bereit. - Vor zwei Jahren noch, da hätte man La Palma im Mai und Juni eigentlich zuschließen können. Hätte kaum jemand bemerkt und ich sprach ja auch seinerzeit von den Selbsthilfegruppen der bekennenden, aber trockenen Touristiker. - Aber das fast vollständige Fehlen von Urlaubsgästen, das schlägt dann durch auf den Einzelhandel und weiteres Gewerbe. Besonders eben in den "Medianías", also den mittleren Zonen der Insel, denn Los Llanos oder El Paso, die brauchen den Besuch urlaubender Besucher, um die große Anzahl an Konsumtempeln zu rechtfertigen. - Auf der anderen Seite badete man sich in diesen Monaten auch ein bisschen in pittoreskem Selbstmitleid. Wer in den Sommermonaten mit optimistischem Gesichtsausdruck durch die Straßen zog, der machte sich zumindest eines Lottogewinns verdächtig. - Da tauchte auch die Frage oft auf, wer als Firma überlebt den Sommer? - Und die Antwort zeigten dann verlassene Ladenpassagen in Los Llanos, El Paso aber auch Los Cancajos und mit dem krisenbedingten Ausbleiben der nationalen Urlaubsgäste wanderte ab 2009 die Dünne Kuh auch noch bis September durch Vorgärten und Gemüter.

Von Jahr zu Jahr schien es immer nur bergab zu gehen. In der Tat, zwischen 2008 und Ende 2013 fanden wir uns am Ende einer Abwärtsspirale wieder, welche nur von sehr schlechten Eltern sein konnte. - Wobei das Bild Rabeneltern im anderen Bild der Dünnen Kühe irgendwie doppelt belichtet scheint. - Der Gipfel, 2013 und 2014 machte jeweils das größte Hotel in Puerto Naos drei Monate im Frühjahr zu, angeblich wegen Umbauten, aber jeder wusste, für die paar Gäste in den Monaten der Dünnen Kuh lohnt es sich doch gar nicht, den Betrieb aufrecht zu erhalten. - Schuldzuweisungen gibt es wie Coupons in jeder Tageszeitung, aber die Notwendigkeit des ständigen Wachstums in der von uns getragenen Wirtschaftsgemeinschaft stößt halt immer wieder auf das, was man bereits seit den sechziger Jahren als die Grenzen des Wachstums kennt. - Goldene Kälber mit Verbrennungsmotoren und wer keine Schulden macht, der ist ein Reaktionär. Solche Zeiten bringen leider keine Helden hervor, sondern nur noch mehr Hedge-Fonds, aber das Volk findet sich mit Schmalhans ab und bastelt sich beruhigende Bilder, eben auch von einer Dünnen Kuh.

Warum gerade das Jahr 2013 das brachte, was man heute schon vorwitzig als Wende bezeichnen will, das weiß ich nicht so genau. Aber ich denke ganz einfach mal, tiefer wäre es auch gar nicht mehr gegangen, bei über 30% Arbeitslosen fängt selbst der Kapitalismus an sich um den Eigenkonsum Sorgen zu machen und vielleicht hat man ja auch seitens der Regierung dann den brutalen Sparauftrag wieder abgegeben. - Wir verbinden das hier allerdings eher mit dem wieder erstarkten Tourismus, der allerdings erst mit eine deutlichen Verspätung gegenüber den großen Kanareninseln auch bei uns zu spürbarem Mehrkonsum geführt hat. - Die Hintergründe muss ich nicht erneut benennen, der Arabische Frühling sorgt für einen touristischen Dauersommer auf den Kanaren und irgendwann schwappte die Suche nach immer mehr Ferienbetten sogar von den großen Inseln zu uns herüber. - Nicht, weil man statt Tunesien und Ägypten besonders gut La Palma anbieten kann. Eher, weil die Carrier plötzlich die Wertigkeiten der Zielgebiete neu eingeteilt haben und La Palma damit vom einem ungeliebten Ausweichziel, wieder zum gewinnträchtigen Vorzeigeinselchen gemacht haben. - Mehr Flugverbindungen, mehr Gäste, so einfach sieht unsere Bilanz aus und auch wenn wir noch nicht wieder bei den Zahlen aus den Zeiten kurz vor der Jahrtausendwende angekommen sind, 2015 und 2016 waren die besten Jahre im Tourismus in diesem Jahrhundert.

Neue Läden, neue Restaurants. Vor ein paar Jahren hätte sich wohl Dinosol auch nicht getraut, die San Martín/Hipocentro Läden zu übernehmen und wenn alles gut geht, dann macht dieses Wochenende auch noch die bislang einzige Ladenpassage dieser Insel in Los Llanos auf. - Es gab zwar schon ein paar Mal den Versuch, so etwas wie ein Einkaufszentrum auf der Insel einzurichten, aber das ist bislang immer an, wem eigentlich, gescheitert. - Centro Cancajos, oder das Haus mit den blauen Säulen in Los Llanos sind dafür herrlich morbide Beispiele, vielleicht gelingt das ja nun dem "Trocadero Centro Comercial" unser Einkaufsverhalten zu korrigieren. - Irgendwer hat der Dünnen Kuh zu Fressen gegeben und die macht jetzt auch sogar schon wieder Mist. Lässt uns von einem neuen Aufschwung träumen und schon sprießen wieder die Wachstumsfanatiker aus allen Ecken und rufen dazu auf, uns endlich wohlfeil für Investoren zu machen, denn alle wollten unsere Dicke Kuh kaufen kommen. - Vorsicht und ganz langsam, noch ein gepumpter Aufschwung und wir drehen uns schon wieder im Kreis. Viel wichtiger als schnell, ist richtig wachsen, aber dazu fänden Begriffe und Bescheidenheit und Effizienz wichtige Bedeutung und das passt eben nicht so richtig in den verordneten Wachstumsbrei. - Nein, auf keinen Fall vermisse ich die Dünne Kuh, aber wenn man zu schnell und vor allem zu viel von einer Dicken Kuh erwartet, dann wird die auch ganz flott wieder dünn.




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