Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Juni 2016




Donnerstag 16.06.2016
Höchsttemperatur heute 20,4 Grad - niedrigste Temperatur 18,8 Grad

Alternativlose Alternativlosigkeit
Und Regen zwischen den Tankstellen


Wunderinsel La Palma. - Alle paar hundert Meter eine andere Vegetationszone, aber auch anderes Klima. - Es bleibt in der Familie, warum ich heute Morgen gleich zweimal zum Flughafen musste, allerdings gab mir das auch die Gelegenheit, mal wieder die besondere Lage unserer Lieblingsgemeinde fest zu stellen. - Wir wohnen etwas unterhalb des Ortes, nicht mal 100 Höhenmeter und auf der Straße ist es ein knapper Kilometer in den Ort. - Aber das Wetter kann komplett unterschiedlich sein. Zwischen Fußballplatz und Disa-Tankstelle befindet sich eine Wetterscheide und fährt man dann noch weiter hoch, nach der langen Geraden, welche "Recta de Padrón" heißt, da finden wir dann noch eine Tankstelle, die Shell. - Auch hier befindet sich eine erneute Wetterscheide und darüber gibt es sogar Stellen mit kontinentalem Klima und das auf einer solch kleinen Insel, mitten im Atlantik. - Dabei spielt allerdings weniger die Distanz alleine zum Atlantik die Rolle, sondern der Einfluss der Winde, welche eben in höheren Regionen nicht mehr von der Feuchte des Atlantiks profitieren. - Es sind ein paar Kilometer von uns bis zum Tunnel, aber der Temperaturunterschied kann im Sommer 15 Grad sein, im Winter vielleicht 10, aber anders herum. - Im Sommer ist es oben wärmer, im Winter unten. - Heute fuhren wir bei Sonnenschein zu Hause los, ab der einen Tankstelle regnete es, aber nur bis zur nächsten, darüber schien wieder die Sonne. - Ein paar Kilometer, komplett unterschiedliches Wetter, die feuchte Luft aus dem hohen Norden des Atlantiks beschert uns diese kleine sommerliche Pause und zeigt mal wieder die bemerkenswerten Kleinstklimata hier auf der Insel.

Zur Überschrift kommen wir nun aber auch noch rechtzeitig. Es geht mal wieder um die, nicht gemachten Hausaufgaben, unserer Insel- aber auch zum Teil Regionalregierung. - Konkret um die Müllverwertungsanlage in Los Morenos in Mazo und ein bisschen auch um das Asphaltwerk in Fuencaliente. - Seit nunmehr gut 15 Jahren tingelt man mit Ideen, gute Ideen kann man wohl nach heutigen Wissen nicht mehr sagen, um eine zentrale Müllverwertungsanlage über die Insel. Schließlich verkaufte man uns, aber noch mehr den Bürgern und der Gemeinde von Mazo, eine Anlage, welche Hochtechnologie versprach. Als Kompensation, da man in der Gemeinde dort an der Küste den gesamten Inselmüll aufnimmt, bekommt die Mazo im Jahr an die 300.000 Euro. - Zusammen mit dem Geld vom Flughafen bestreitet man damit bereits den halben Gemeindehaushalt, kein Wunder, dass Mazo viele Jahrzehnte die einzige Gemeinde, (meist neben El Paso) war, die keine Schulden machte. - Fast zehn Jahre baute und bastelte man seitens des Gobierno de Canarias an dem "Complejo Medioambiental de Los Morenos" und versprach und dabei eine eierlegende Müllmilchsau. Vorne den Müll rein, hinten kommen mehr oder weniger übel riechende Wertstoffe heraus und frei nach Voltaire, dies ist die Beste aller Inseln.

Viele ahnten es schon. Es gibt bei uns berufsmäßige "Ahner", diese Anlage kann nicht wirklich so viel, wie man uns verspricht und leider kam es schlimmer, viel schlimmer als erwartet, nur der aller geringste Teil des Inselmülls dort kann wirklich recycelt werden. - Los Morenos entwickelt sich somit zu einer Deponie und gerade das wollte man ja vermeiden. - Es ist natürlich nicht so, dass man dort nichts machen würde, aber an die 95% des angelieferten Hausmülls sind nicht zu trennen, da es eine Kontamination mit organischen Stoffen gibt. - Das heißt, nur bereits vorher getrennter Müll, ohne Orangeschalen, Suppenresten und verfaulten Eiern können zur Weiterverarbeitung bereitgestellt werden, alles andere wird einfach deponiert. - Dafür besteht aber gar keine Genehmigung, das ist nicht als Deponie ausgelegt, lediglich ein kleines, bereits gefülltes Areal war dafür vorgesehen und jetzt bereits muss man ein Nachbargrundstück für die Deponierung nutzen. Natürlich gibt es nachbarschaftliche Klagen dagegen. Nicht nur gegen die Nutzung als Deponie, sondern generell, weil auch die Klassifizierung des Geländes dort eine solche Nutzung gar nicht erlaube. Schließlich schickte sogar der oberste spanischen Gerichtshof einen Dunkelblauen Brief mit einem ausgestreckten Zeigefinger. - Nun arbeitet man fieberhaft daran, alle geforderten Umweltgutachten nachzureichen, denn ohne diese wäre die gesamte Betriebsgenehmigung hinfällig. - Nur Volljuristen können das erklären, wie lange ein solcher Zustand in der Schwebe denn tragbar sei und was passiert eigentlich, wenn diese Gutachten keine Anerkennung finden sollten?

Wir wüssten dann von einem Tag auf den anderen nicht, wohin mit dem Müll. Viele Anwohner dort sind auch der Meinung, man könne aus dem Beschluss des Gerichtes nur folgern, die Anlage müsse sofort geschlossen werden und man könne nicht während des Betriebes eventuell entlastende Gutachten erstellen. - Den Ball gebe ich wieder ab, denn wir sind hier in einer alternativlos gestalteten Spirale gefangen. Wenn wir dort den Müll nicht mehr hinwerfen dürfen, woanders auf der Insel ist das genau so, oder vielleicht sogar noch mehr verboten. - Die Insellage gibt uns das einfach so auf. Auf dem Festland würde man den Müll eben in die nächste Deponie bringen, auch wenn es mehr Geld kosten würde. So ganz kann ich das Gefühl auch nicht abwerfen, man könnte im Vorfeld der ganzen Planung bereits mit alternativloser Alternativlosigkeit gerechnet haben. - Ja, ich traue uns viel zu, die meisten Lapsus passieren uns zwar aus rechtschaffender Unwissenheit, aber so ab und zu auch aus durchtriebener Bauernschläue. - Erinnert ein bisschen an das Asphaltwerk in Fuencaliente. Das einzige, welches bislang noch produziert hat, weil keine der hier auf der Insel stehenden Anlagen auch nur ansatzweise belastbare Betriebsgenehmigungen haben. - Mehrfach ist das Werk dort bereits medienwirksam geschlossen worden, aber es finden weiter Asphaltarbeiten auf der Insel statt. - Auch hier wieder, die Insellage macht einen Import fertiger Asphaltmischungen unmöglich, also ist ein Asphaltwerk auf der Insel alternativlos. - Aber ich bin mir sicher, das ist alles legal. Ich denke mal, die rühren den Asphalt jetzt handgerührt jede Nacht im Cabildo Insular an, wärmen den dann auf der Heiligen Quelle an und bringen den dann aus. - Man muss nur fest dran glauben, oder noch einfacher, bloß nicht erst darüber nachdenken, oder gar schreiben…




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