Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell März 2016




Freitag 25.03.2016
Höchsttemperatur heute 20,9 Grad - niedrigste Temperatur 13,7 Grad

Hochleistungspilger und die Darwinsche Eierlehre
Frohe Ostern

Da geht der Mann hin und wäscht als Papst Asylbewerbern in Rom die Füße. - Auch Muslime waren dabei und hätte ich einen Hut auf, dann würde ich den jetzt lupfen. - Lang und hoch. - Chapeau, ganz klar, so muss man die ganze Sache wohl angehen, gerade weil Religion anderswo schon wieder als Erklärung für Dummheit und Hass herhalten muss. - Wenn ich doch nur glauben könnte, aber ich habe so viel darüber nachgedacht, dass ich jetzt nicht mehr glauben kann, sondern wissen will. - Jetzt sind ja wieder die Tage, an denen sich religiöse Bräuche und Traditionen ihren Weg durch die Gemeinden bahnen und ich erschrecke mich immer wieder vor diesen Ku-Klux-Klan ähnlichen Gewändern, welche auf so manch katholisch-österlichen Prozessionen getragen werden. - Mit dem Wort Tradition hat man schon viel Blödsinn alltagstauglich gebogen und wo wir doch gerade bei Blödsinn sind, seit wann eigentlich legen Hasen Eier? - Das macht immer wieder Spaß, wenn die Leute hier mitbekommen, dass im hochzivilisierten Mitteleuropa einmal im Jahr die Leute glauben, Hasen würden Eier legen und auch keinen Unterschied mehr zwischen Hasen und Kaninchen sehen. - Reptilien legen Eier und Vögel natürlich, auch Spinnen und Insekten allgemein, aber doch keine Hasen! - Es bleibt da auch kein Raum für Erklärungsversuche. Zu viele Eier nach der Fastenzeit und die Kaninchen haben sich gerade wie die Hasen vermehrt und irgendwie hat man das zusammen in einen Hals bekommen und es war wohl nicht der richtige. - Aber Schwamm drüber, oder Ei, für viele ist Ostern ja doch nur das Wochenende an dem so viele komische Filmklassiker wiederholt werden und ich gebe es zu, noch nicht ein einziges Mal habe ich den Film "Die Zehn Gebote" ganz zu Ende gesehen. - Klappt vielleicht dieses Ostern wieder nicht, denn die Familie meldet gerade den österlichen GAU, den größten anzunehmenden Unfall am Karfreitag, eine Katze hat auf die Fernbedienung gekotzt, und nun geht diese nicht mehr!

Wie gut, dass wir Katholiken am Karfreitag auch noch andere Unterhaltungsmöglichkeiten haben und hier in El Paso bieten wir dazu gleich drei Prozessionen am heutigen Tag. - Die erste am frühen Morgen, um sechs Uhr. Nach einem Gottesdienst bereits, zieht eine, der Einwohnerzahl unserer Stadt nicht unbedingt angemessen, aber doch beachtliche Zahl von Pilgern über den Kreuzweg hinaus Richtung Tacande. - An jeder Kreuzstation wird angehalten, man verliest Bibelverse aber auch private Bekenntnisse und manchmal ist es sehr erstaunlich, was da für ehrliche Botschaften morgens, zu hier durchaus christlicher Zeit, in den kalten Wind gesprochen werden. - Ich glaube zwar, dass fast keiner richtig zuhört, jeder ist irgendwie ganz mit sich beschäftigt, aber nach anderthalb Stunden ist man wieder zurück im Ort und leider ist die ehemalige Bar Taburiente direkt neben der Kirche jetzt ein Bestattungsinstitut und ich bin nicht der einzige, der diese Rückwandlung ins Kerngeschäft der Kirche ein Sakrileg nennt. - Tagsüber ist dann Ruhe. Man pflegt die vom Prozessieren wund gelaufenen Füße und es gibt Weihwasserwickel für die blutunterlaufenden Stellen auf der Brust, wo man sich vor lauter Inbrunst beim Beten immer kasteit hat. - Bei vielen dieser Riten läuft mir ein unangenehmer Schauer über den Kortex und es ist wohl noch nicht wirklich häufig vorgekommen, dass der Pontifex "vons Janze" inzwischen eine Hipster-Rolle in Sachen Klerus eingenommen hat. - Wir schweifen ab, also zurück nach El Paso. - Große Messe dann am Abend, und dann die große Prozession, und jeder der Rang, Namen, oder was zu Scheinen hat, der muss sich dort sehen lassen und vor Wahlen gehen sogar die Sozialisten in die Kirche. So ist das in einer ordentlichen Gemeinde. - Fünf Votivwagen, mit Blumen reich geschmückt begleiten die Prozession und in El Paso werden die Heiligenfiguren nicht getragen, sondern geschoben und das lässt schon wieder Spielraum für unangemessene Worte. - Nicht Heiligenträger, sondern Heiligenschieber. - Unter den Wagen befinden sich Fahrgestelle alter Autos und dort sitzt auch ein Fahrer, der aber auf Hilfe von den "Schiebern" angewiesen ist, weil der nun so gar nicht sieht, wohin es eigentlich geht und wann er am Lenkrad drehen muss. - Gar nicht auszudenken, was passieren würde, falls ein solches Gefährt auf der steilen Straße an der Post den nun bremsenden Schiebern auskommen würde. - Irgendwie könnte man dabei auf das Wort Himmelfahrtskommando und seie ursprüngliche Bedeutung kommen, aber wir sind doch bitte bei Ostern und Karfreitag.

Nach der großen Prozession findet dann das Schauspiel des "Santo Entierro" statt. Also des heiligen Begräbnis und da hat man sich in El Paso wirklich Mühe gegeben, das Volk zu unterhalten. - Die Jesus-Statue, welche lebensgroß gehalten ist, wird nachdem sich alle Pilger bereits wieder in der Kirche befinden von vier Trägern in den Tempel gebracht. - Hinter dem Altar ist ein Sarg auf einer Bühne aufgestellt und bedächtig und wichtig trägt man die Figur dann an den Sarg. - Nun wird der Körper hoch gehoben, Helfer stehen auf der Bühne neben dem Sarg und legen die Jesusstatue nach dreimaligem Auf und Ab endgültig in den Sarg. - Mit Schwung knallt man dann den Sargdeckel zu und wenn alles sichtig synchronisiert ist, dann begleitet ein extremer Paukenschlag das Sargdeckelzuschlagen. Unter dem Altar sitzt ein Trommeljunge, der dazu die größte Trommel eben genau dann einmal schlägt, wenn der Deckel zugeht. - Die ganze Kirchengemeinde zuckt zusammen und stöhnt auf, gerade so, als sei man in diesem Jahr das erste Mal überrascht worden von den lauten Knall. - Nach diesem Show-Element trauert man wieder der Umwandlung von Kneipe neben der Kirche in Bestattungsinstitut nach, denn es war so praktisch, zwischen zwei geistlichen Programmpunkten ein bisschen mit geistigen Getränken schnell nachzuhelfen. Jetzt müsste man ja den weiteren Geltungsbereich der Kirche verlassen um schnell ein Glas Wein hinab zu stürzen und das würde ja auffallen. - Denn jetzt folgt noch die dritte Prozession, schon spät nachts und die nennt sich die "Silenciosa", also die Stille Prozession. - Kein Ton wird gesprochen, man macht noch mal den gleichen Weg durch den Ort wie bei der großen Prozession, aber man hält nicht mehr an, sondern nur noch inne. - Es kann schon mal Mitternacht werden, bis man in El Paso durchprozessiert hat. Aber das darf man von Hochleistungspilgern schon mal erwarten und meist machen diese ganzen religiösen Traditionen nicht gläubiger und auch nicht heiliger, sicher aber sehr müde und hungrig.







Familie Ingrid & Mathias Siebold
Calle el Torreón 5/7
E-38750 El Paso
La Palma, Islas Canarias, Spanien
Telefon: + 34 922 497 216
WhatsApp: + 34 616 167 775
email: m.siebold@casamartin.de

Casa Martin Ferienhaus auf La Palma