Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell März 2016




Mittwoch 16.03.2016
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Alternativlos
Nachhaltige Müllabfuhr

Vor Jahren, also noch nicht in ihrer heutigen Besetzung, verfasste die Inselregierung mal eine Presseerklärung in der stand, unsere Müllabfuhr sei nachhaltig. - Damals verstand noch keiner den Sinn des Wortes wirklich, deshalb benutzte man diese Vokabel inflationär. Die meisten Presseerklärungen wurden damals rund um die Begriffe "sostenibilidad" und "desarollo sostenible" aufgebaut und schon war alles prima. - Ganz ohne Rücksicht auf Verluste. Eine Müllabfuhr kann überhaupt nicht nachhaltig sein, theoretisch nur die Produzenten von Müll, die immer genau so viel Müll produzieren, wie die Müllabfuhr wegfährt… - Ja, wir nähern uns dem 1. April und es fällt in der Tat schwer, über eines unserer Zipperlein zu schreiben, ohne in das Reich des Sarkasmus zu betreten. Trotz aller Hausaufgaben, die wir in Sachen nachhaltigem Umgang mit Wertstoffen wohl gemacht haben, gelingt uns das im Alltag nicht so gut wie erhofft. - Früher, als alles anders war, und nur manches besser, da gab es auf La Palma jeden Sonntag Calima. - Müll-Calima. - Gehen wir mal gut dreißig Jahre zurück, da verbrannte man sonntags seinen Müll in einer Tonne auf der Finca und über der ganzen Insel lag dieser Dunst der kokelnden Endgültigkeit dieser zweckentfremdeten 200 Liter Öl-Fässer. - Danach organisierten die Gemeinden auf ihre Art Müllabfuhren. Ich glaube alleine El Paso hatte vier Müllkippen und irgendwann kam das Cabildo Insular auf die glorreiche Idee, man könnte in zentralen Müllverbrennungsanlagen alles das in Rauch auflösen, was nach dem konsumierten Wohlstand übrig bleibt. - Die EU stoppte das mit Blauen Briefen später, es kam wohl mehr oder weniger giftiger Rauch aus unseren Schloten. Die letzte Müllverbrennungsanlage, bei Mendo in den Bergen im Süden El Pasos musste, ich glaube es war um die Jahrtausendwende, dann auch geschlossen werden. - Danach kippte man den gesamten Inselmüll in eine Schlucht, brachte aber vorher noch ein Schild "Deponie" an und betonte immer gläubig, das sei nur eine Übergangslösung. Man baute allerdings den Barranco Seco wohl in eine richtige Deponie aus mit der Zeit und heute ist das alles gut abgedeckt mit Mutterboden. - Das stimmte auch, dreizehn kurze Jahre später eröffnete man in Mazo den "Complejo Medioambiental de Los Morenos" und verkaufte uns diese Anlage als wertstoffgebärende Kompostsau, welche angeblich stinkenden Müll in mehr oder weniger gut riechende Wertstoffe verwandeln sollte.

Nach kurzer Zeit in Betrieb merken wir aber, dass diese Anlage überhaupt nicht dazu geeignet ist, aus unserem Hausmüll die Wertstoffe heraus zu holen. Jetzt muss man den Komplex sogar räumlich erweitern, da man inzwischen den Großteil des Hausmülls dort deponiert statt zu verwerten. - Genau das aber wollte man ja nicht mehr machen aber wie uns die, jetzt nicht mehr im Amt befindliche ehemalige Umwelträtin der Insel versicherte, kann man über 90% des Mülls nicht sortieren, da dieser mit organischem Material kontaminiert sei. - Darauf sind wir natürlich nie gekommen, dass im Hausmüll auch organische Abfälle sind. Wer macht denn so was! Weil man da irgendwie gepennt hat, oder auf die falsche Bevölkerung gesetzt, stellt sich unser heutiges Müllkonzept selbst wieder in Frage. - Keine Frage, alles besser als früher und man muss immer zu bedenken geben, dass die Frage, wohin mit unserem Wohlstandsüberbleibseln auf einer solch kleinen Insel mit viel mehr Frage- und Ausrufezeichen belegt bleibt, als wenn man auf dem "platten Land" den Müll einfach per LKW in eine zentrale Anlage verbringen kann, welche auch entsprechend ausgerüstet ist. - Aufgrund der "Kontamination" durch organischen Müll hat man ja in der Gemeinde El Paso seit einiger Weile begonnen, organischen Müll getrennt zu sammeln. - Dazu gibt es jetzt die "fünfte Tonne" aber irgendwie leider nicht auch die "fünfte Kolonne", die dabei auch herzhaft mitmacht. Bislang finden die braunen Tonnen kaum Nutzung und da müssen wir uns auch an die eigene Nase fassen, so richtig sind wir als Bürger noch nicht im Modus Mülltrennung. Als Kompott kommt jetzt auch noch aus Madrid die Bestätigung eines Urteils, welche die Inselregierung als Verantwortlichen für den Betrieb dieser Anlage zwingt, ein neues Umweltgutachten zu erstellen. Man habe das zwar im Jahr 2000 gemacht, aber die Anlage sei erst 13 Jahre später in Betrieb gegangen und somit sei das Gutachten längst nicht mehr zeitgemäß. - Knapp dran vorbei, dass man uns die Anlage geschlossen hätte, heißt es dazu aus juristischen Kreisen und lediglich die Tatsache, dass wir sonst überhaupt nicht mehr wüssten, wohin mit dem Müll, ließe uns diesen Komplex weiterhin nutzen. - Das ist wohl mit dem Wort alternativlos gemeint. Wenn man uns diese Anlage schließt, dann müssten wir unseren Müll wieder in großen Fässern verbrennen und das bekäme dem Weltbiosphärenreservat sicherlich nicht so gut.







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