Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Mai 2016




Dienstag 03.05.2016 17:00 Uhr
Höchsttemperatur heute 20,9 Grad - niedrigste Temperatur 14,3 Grad

523 Jahre Heiliges Kreuz
Es ist leiser geworden über die Jahre


Früher, als alles anders war, und nur manches besser, da erkannte man die Monate am Krach. - Zumindest den Mai, denn in diese Monat finden die Kreuzfeste statt und inzwischen danken es Generationen von Hunden und Haustierhaltern allgemein, dass immer seltener auf der Insel die Böller gezückt werden. - Ganz ist dieser infernal-klerikale Krach noch nicht verschwunden. Aber es ist aus der Mode geraten, immer und überall mit Kanonenschlägen die frohe Botschaft zu verkünden. - "Voladores", also "Flieger" nennt man diese kleinen Raketen, welche, außer einem Rauchpilz, keine weiteren optischen Reste hinterlassen. Aber eben einen lauten Knall und früher war es eben üblich, dass auf jeglicher Prozession, aber auch anderen öffentlichen Umzügen, Leute vor dem Zug hergingen und andauernd diese Böller in die Luft schossen. - Die zaghaften Typen steckten dazu die Raketen in ein Rohr zum Abschuss, die coolen Jungs ließen die aber direkt aus der Hand starten und warum Krach generell Freude erzeugen soll, oder notwendige Begleitung ist, das habe ich sowieso noch nie verstanden.

Vielleicht waren es auch die vielen Feuer, welche die wieder herabfallenden Raketen verursachten, dass man inzwischen sparsamer mit diesen Feuerwerkskörpern umgeht. Aber ich glaube eben auch, dass sich inzwischen viele einfach mal gefragt haben, warum machen wir das eigentlich, wo steckt denn darin der Sinn, Krach zu machen, wenn man eine Kreuzstation feiern oder absegnen will. - Ich gebe es zu, Traditionen zu hinterfragen ist nicht wirklich unserer herausragende Eigenschaft, aber es gibt sogar eine Erklärung, warum diese Böller mal Sinn machten. - Man rief auf diese Art und Weise früher die Leute vom Feld in die Kirche und zu den Prozessionen, also so ein bisschen Vorläufer des Mobiltelefons, einfach nach dem Motto, immer dem Krach hinterher, dort wo es rummst, da ist was los. - In allen Gemeinden der Insel schmückt man im Mai die Kreuze am Wegesrand, das machen meist Nachbarschaften und dann kommt der Pfarrer mit seinen Getreuen, betrachtet das geschmückte Werk, und segnet es. - Als phonetischen Arbeitsnachweis quittierte man das früher mit dem Abschuss mehrerer Böller und jagte damit allen Haustieren und freilaufende Mitteleuropäern der Umgebung grausame Schrecken ein.

Besonders aufwendig allerdings betreibt man das Spiel um die Kreuze in den Gemeinden Santa Cruz (logisch, nomen est omen) und den beiden Breñas. - Bei denen ist der heutige dritte Mai sogar Feiertag und ich weiß nie so recht, ob in Mazo ebenso nicht gearbeitet wird. - In Santa Cruz feiert man darüber hinaus eben auch noch die Stadtgründung durch Alonso Fernández de Lugo im Jahr 1493, also bereits zum 523. Mal begeht man den Geburtstag unserer Hauptstadt. - Seit Jahren nun gibt es auch Wettbewerbe in den sozialen Netzwerken, welche Nachbarschaft denn nun das aufwendigste und schönste Kreuz geschmückt hat. - Das Wetteifern aber um die prunkvollsten Kreuze gab es früher schon. Manchmal kamen dabei sogar Geschmeide, Gold und Edelsteine mit ins Spiel, so dass man die Kreuze sogar bewachen musste, damit sich nicht die Freunde des fremden Eigentums an den Kreuzen zu schaffen machten. - Die "Mayordomos", die "Hofmeister" kümmern sich um das Schmücken und das Bewachen der Kreuze. Manche bringen auch die Tradition mit den Puppen, den "Mayos" in Santa Cruz damit in Verbindung, dass man eben diese Puppen zum Schutz der Kreuze aufstellte. - Darüber kursieren aber unterschiedliche Geschichten.

Inzwischen sind diese, oft mit viel Aufwand hergestellten, meist lebensgroßen Puppen bereits eine Attraktion für sich und sind zumindest in der Hauptstadt fester Bestandteil der Kreuzfeste geworden. Also, wenn es im Mai auf La Palma öfter mal kracht, dann sind meist nicht die Marokkaner im Anmarsch. Man hat sich seitens der katholischen Kirche einfach noch nicht gänzlich auf eine Verständigung mit Mobiltelefonen geeinigt, so ein Böller ist auch unmissverständlich und hat selten Netzprobleme und braucht keine der lästigen Funkmasten. - Man könnte Anfang Mai sogar von einer klerikalen flatrate sprechen, allerdings erklären Sie das mal dem Häufchen Elend, welches da hinter dem Sofa kauert und nicht mal mehr mit dem Schwanz wedeln will. - Aber es ist leiser geworden über die Jahre, man kommt immer öfter ohne die Böller aus und das ist doch eine sehr erfreuliche Entwicklung.





Familie Ingrid & Mathias Siebold
Calle el Torreón 5/7
E-38750 El Paso
La Palma, Islas Canarias, Spanien
Telefon: + 34 922 497 216
WhatsApp: + 34 616 167 775
email: m.siebold@casamartin.de

Casa Martin Ferienhaus auf La Palma