Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Mai 2016




Freitag 27.05.2016
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Aridanevielharmonie
Alle wollen den Parque Cultural Islas Canarias


Wirklich? - Wer kennt sie nicht, die Ruine unterhalb der Shell-Tankstelle in Los Llanos, dort wo es zweispurig nach El Paso geht. - Erinnert irgendwie an ein gestrandetes und ausgeweidetes Schiff. - Seit Ende der Neunziger Jahre, ja richtig, das ist im vergangenen Jahrtausend bereits losgegangen. Dort wurde immer mal wieder und heute muss man wohl sagen, sporadisch, gearbeitet. - Anfänglich hielt man dort Unterricht für zukünftige Maurer ab, später schaltete man professionelle Baufirmen ein, aber es gelang nie in den Jahren, diesen Bau mal so weit zu bringen, dass man wirklich an seine Fertigstellung glauben könnte. - Im Gegenteil, seit Jahren nun liegt die Ruine da und wurde bereits auch von Heerscharen von Heimwerkern geplündert. So soll von der elektrischen Anlage so gut wie überhaupt nichts mehr vorhanden sein und die angelieferten Klimaanlagen gammelten Jahrelang außerhalb des Gebäudes vor sich hin. - Die letzte Baufirma, welche sich an dem Gebäude versuchte, ging darüber hinaus auch noch Pleite und so stand jahrelang auch noch ein, langsam vor sich hinrottender Baukran dort herum, bis sich die vorhergehende Gemeinderegierung irgendwann besann und den Kran aus Sicherheitsgründen zurückbaute.

Ein Konzertsaal für fast 500 Besucher. Cafetería, kleinere Ausstellungsräume, eine große "Casa de la Cultura" sollte das werden und eben hier auf der Westseite, zum Gefallen der einwohnerreichsten Gemeinde der Insel. - Aber alle befürworteten das in der großen Zeit des grenzenlosen Geldes. Auch das Cabildo Insular und jeder Präsident des Gobierno de Canarias, der Los Llanos besuchte, der versprach auch laut und deutlich, man wolle seitens der obersten kanarischen Regierung dieses Vorhaben auch unterstützen. - Jeder Präsident? - Eben der letzte nicht, Fernando Clavijo ließ sich auf seinem Besuch in Los Llanos nicht zu Versprechungen hinreißen. Mag auch daran liegen, dass Fernando der Coalición Canaria angehört und Noelia García, welcher der Gemeinde Los Llanos vorsteht, der Partido Popular. - Das gab sogar noch polemisches Nachgeplänkel, Noelia hätte sich im Ton gegenüber dem Präsidenten daneben benommen, eben in dem sie heftig schriftliche Zusagen forderte. - Diese Politikerin kennt halt Politiker und dass man besser alles schriftlich macht. Aber der Politiker Fernando kennt auch Politiker und lässt sich so dazu nicht hinreißen. - Macht aber nichts, denn jetzt hat man in der Gemeinde Los Llanos einstimmig beschlossen, wie viel denn das Gobierno de Canarias und wenn wir schon mal dabei sind, auch das Cabildo Insular, zu bezahlen hätten. Damit man endlich diesen Prunkbau irgendwann auch einweihen und dann vielleicht sogar nutzen könnte.

Irgendwie süß, die Gemeinde Los Llanos verteilt die Kosten an die vorgesetzten Korporationen und ich überlege angestrengt, wie man dieses Vorbild denn im Alltag auch anwenden könnte. - Dabei rechnet man vor, 30% vom Gobierno de Canarias, 50% vom Cabildo Insular und die restlichen 20% würde man selbst aufbringen. - Von 2,8 Millionen Euro meint man, denn diese Zahl bleibt stehen, wenn man von dem ursprünglichen Projekt, welches 6,8 Millionen kosten sollte, die bereits ausgegebenen 4 Millionen abzieht. - So etwas nenne ich Rechenkünstler, allerdings ist diese Zahl komplett abwegig. Noch nicht einmal der Rohbau ist abschlossen und zunächst muss man die ganzen Bauschäden beseitigen, neu abdichten, gegen das Flussbett hin abstützen und wer heute Zahlen nimmt, die aus dem letzten Jahrtausend stammen, der macht sich zumindest der Naivität schuldig. - Ist aber auch sicher gewollt, wenn man da gleich von, schätzen wir mal 5 - 7 Millionen spricht, dann rennen eh gleich alle wieder weg, also lieber eine kleine Lüge als eine schroffe Wahrheit und wenn wir uns mal genau umsehen, dann ist der Großteil aller öffentlichen Gebäude nach diesem Muster entstanden.

Schon ketzerisch hingegen könnte die Frage sein: Brauchen wir denn einen solchen Kulturtempel überhaupt? Sieht man das rein Kosten und Nutzen orientiert, dann sicherlich nicht. - Wir haben eigentlich genügend Kulturstätten, die meisten davon tragen sich überhaupt nicht von selbst, man würde ja nun mit einem weiteren Angebot diese Konkurrenzsituation nur noch verstärken. - Aber so rechnet man eben in Sachen Monumenten und politischen Denkmälern nicht. Man möchte natürlich den größten Saal haben, das modernste Kulturgebäude das beeindruckendste Bauwerk. Selbst auf die Gefahr hin, fast zwei Jahrzehnte dort die Ruine des Größenwahns herumliegen zu haben, bleibt man weiter fest und treu, jeder will den Parque Cultural Islas Canarias. - Und bitte sagen Sie jetzt nicht, typisch La Palma. Die Aridanevielharmonie ist ganz nah an der Elbphilharmonie gebaut, gleich neben BER und den vielen Autobahnbrücken, in meinem jugendlichen Bayern. Genau die Dinger, die niemals eine Autobahn auch nur von weitem gesehen haben.




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