Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Mai 2016




Sonntag 29.05.2016
Höchsttemperatur heute 18,9 Grad - niedrigste Temperatur 14,7 Grad

Endlich ernst genommen?
Das Rosa Lampenputzergras bedroht die lokale Flora


Zunächst aber noch ein Feiertagsalarm für den morgigen 30. Mai. - Auf den Kanaren wird morgen nicht gearbeitet, man feiert den "Día de las Canarias". - Viele Lebensmittelgeschäfte haben dennoch zumindest halbtags offen. Das macht man so, falls ein Feiertag auf einen Montag fällt, keiner kann uns zumuten, gleich zwei Tage hintereinander keinen frischen Zwieback kaufen zu können… Wer was über den Tag und die Kanarität lesen will, der geht in meinem Archiv auf den 30. Mai der entsprechenden Jahre. Ich habe bereits so viel darüber geschrieben, dass mir schon keine neuen Worte mehr für die immer gleiche Geschichte einfallen wollen. - Ehrlich gesagt, ich habe auch keine Lust mehr, darüber zu schreiben…

Wann genau das Rosa Lampenputzergras (auch oft Federborstengras genannt), Pennisetum setaceum, zu uns gekommen ist, das weiß man nicht mehr ganz genau. - Irgendwann in den späten Achtzigern wohl, als Zierpflanze nimmt man an. In der Tat, pflegt man das Gras ein bisschen und gibt dem ausreichend Wasser, dann kann das wirklich in einem Ziergarten ein optisches Ausrufezeichen setzen. - Allerdings hat dieses Gras, hier "Rabo de Gato" genannt, also Katzenschweif, auch die unangenehme Eigenschaft, sich brachial auszubreiten. Nicht nur hier auf La Palma ist Pennisetum setaceum inzwischen zu einer deutlichen Bedrohung der heimischen Flora geworden. - Gut nur, dass dieses Gras nicht in den Höhen gedeiht, ab 800 Meter findet man diese Pflanze kaum mehr, das ist aber so ziemlich die einzige gute Nachricht, welche man im Zusammenhang mit dem Lampenputzergras finden kann.

Besonders in den mittleren Lagen der Ostseite hat der "Rabo de Gato" bereits viele nicht genutzte Grundstücke komplett übernommen. Die Landwirte hatten es bislang, allerdings mit viel Aufwand, immer noch geschafft, ihre Felder frei vom Pennisetum zu halten. - Der Trumpf des afrikanischen Grases ist einfach zu erklären. Es braucht so gut wie kein Wasser und gibt sich auch mit den schlechtesten Bodenbedingungen ab. Darüber hinaus verteilt es tausende an weit fliegenden Samen und unser ständiger Wind sorgt natürlich auch noch dafür, dass sich dieser Neophyt fast überall auf der Insel ausbreiten kann. - Wo der Lampenputzer wächst, da wächst sonst nichts mehr und auch seit nunmehr 25 Jahren warnen Biologen und besorgte Anwohner vor der hemmungslosen Ausbreitung dieser Pflanze.

Seitens der Inselregierung hat man auch bereits Maßnahmen gegen diese Pflanze unternommen. Allerdings war meist das Geld, manchmal auch der gute Wille eher ausgerottet als der Lampenputzer. Darin liegt ja auch die Falle, schafft man es nicht, das Gras komplett von der Insel zu verbannen, wird man den Kampf gegen diesen Eindringling niemals nachhaltig gewinnen können.- Allerdings behaupten viele auch, das wird sowieso nie gelingen, es sei unmöglich, wirklich alle Pflanzen und Samen zu erwischen. Also sollte man sich darauf konzentrieren, einen permanenten Kampf gegen das Pennisetum aufzunehmen. - Allerdings will man jetzt mit Gewalt an das Problem gehen. Man spricht seitens des Inselregierung von einem Zehnjahresplan gegen den "Rabo de Gato" und daraus kann man schon erkennen, dass die zumindest anfänglich wissen, wie schwer die Angelegenheit werden wird. - Ohne Herbizide will man das schaffen, wobei ich das bezweifeln will, ob das so sinnvoll ist. Daneben auf den privaten Äckern wird weiter gespritzt was die Kanüle des Landmanns hergeben will und auf den öffentlichen Geländen soll man das Kräutlein alleine durch Ausrupfen bekämpfen? - Darüber hinaus wächst der Katzenschweif auch an Hängen und Hügeln, wo man eh keinen zum Zupfen hinschicken kann, also müsste man dort irgendwie anders Hand- oder Chemie anlegen.

Eigentlich wollte man bereits in diesem Frühling begonnen haben. Aber man musste erst noch auf die Ausarbeitung des Inselhaushalts warten und nun stehen für dieses Jahr 100.000 Euro zur Verfügung, gegen das Lampenputzergras anzugehen. - Das klingt nun plötzlich wieder ein bisschen nach Verarsche, damit kann man gerade mal 10 Mann ein halbes Jahr in die Pampa schicken zum Rupfen. Das muss sich die kommenden Jahre noch deutlich erhöhen, sonst entwickelt sich diese Maßnahme auch wieder nur zum Papiertiger, um sinnvolle Aktivität einfach nur vorzugaukeln. - Immerhin, man hatte doch über 25 Jahre Zeit, sich zu überlegen, wie man denn diesen Neophyten sinnvoll bekämpfen kann. Auf den anderen Inseln hat man auch bereits Erfahrung gesammelt, da könnte man dann doch erwarten, dass man Mittel und Wege entwickelt hat, diesem unerwünschten Besucher seine Grenzen aufzuweisen. - Es gibt viele, wirklich viele Kanaren- und La Palmaendemiten, was aber als invasiver Neophyt gilt und was als willkommene Abwechslung, das bestimmten wir, wohl eher nach Laune und Nutzen. - Die besten Beispiele für die unsere Inkonsequenz, mit der wir dem Problem invasiver Pflanzen begegnen, sind die Opuntie und die Banane. - Beide sind überhaupt nicht aus diesem Winkelchen der Erde, diktieren aber als Nutzpflanzen große Teile des kanarischen Landschaftsbildes und niemand denkt auch nur annähernd daran, diese Pflanzen als Neophyten zu geißeln.




Familie Ingrid & Mathias Siebold
Calle el Torreón 5/7
E-38750 El Paso
La Palma, Islas Canarias, Spanien
Telefon: + 34 922 497 216
WhatsApp: + 34 616 167 775
email: m.siebold@casamartin.de

Casa Martin Ferienhaus auf La Palma