Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Mai 2016




Montag 23.05.2016
Höchsttemperatur heute 22,4 Grad - niedrigste Temperatur 16,6 Grad

30 - 30 - 30
Bauern- und Feuerregeln


Früher, als alles anders war, und nur manches besser, da fragte man in dieser Jahreszeit ganz bestimmte Personen und die erzählten einem dann, wie das Wetter die kommenden Monate sein wird. - Diese, meist furchig-alten Männer, gibt es irgendwie nicht mehr. Seitdem jeder Dödel im Netz das Wetter für die kommenden 14 Tage aufs Grad genau vorhersagen kann, sind diese Propheten irgendwie verstummt. - Paco war solch ein Wetter-Medium. Den fragte man nach dem Wetter für die kommenden Monate oder sah, dass er Kartoffeln pflanzte und dann rannte man schnell nach Hause und tat ihm das gleich, weil es ein paar Tage darauf zu regnen begann. - Paco macht längst im Himmel Wetter, die anderen sind still, wie sollen wir also wissen, wie es mit dem kommenden Sommer aussieht. - Das Wetter im Sommer ist wichtig, weil es fast ausschließlich vom Wetter abhängt, ob wir denn so gefürchtete Waldbrande bekommen, wie das zuletzt in den Jahren 2009 und 2012 der Fall war. - Danach gab es nur ein paar kleine Feuer, welche schnell von den Einsatzgruppen gelöscht werden konnten, aber eben auch nur, weil in den letzten Sommern kaum Extremhitze herrschte. Bei "normalem" Wetter, also Hochdruck mit Nordostpassat, ist die Gefahr für große Flächenbrände eigentlich überhaupt nicht gegeben, da weder die Temperaturen, noch die Luftfeuchte die Bedingungen hergeben, dass Feuer sich unkontrolliert ausbreiten können.

Es gibt da die, unter Feuerwehrleuten bekannte Regel 30 - 30 - 30. Diese Zahlen künden, dass bei Temperaturen über 30 Grad, Luftfeuchte unter 30% und Windgeschwindigkeiten über 30 km/h die Gefahr für eine Ausbreitung kleiner Feuer extrem ansteigt. - Bei uns kann es im Sommer und eben meist in den mittleren bis hohen Lagen schon mal zu 40 - 3 - 50 kommen und sollte dann irgend ein Trottel zündeln, oder eine Kippe in den Straßengraben werfen, dann ist die Katastrophe eigentlich vorherbestimmt. - Die größte Gefahr dabei geht allerdings von unvorsichtigem Verbrennen von Pflanzenabfällen aus, oder von Böllern, welche auf den Festen abgefeuert werden, so zumindest die offiziellen Zahlen zu Waldbränden auf den Kanaren. - Brandstiftung wird auch immer wieder vermutet, allerdings begeben wir uns da schnell ins Reich der Gerüchte. - Eigentlich kann man sich ja gar nicht richtig vorstellen, dass irgendein Depp bei 40 Grad und heißem Wind sein Unkraut im Garten anzündet. - Dass jemand bei gleichem Wetter brennende Kippen aus dem Auto wirft, das habe ich selbst schon mehrfach gesehen und immer wieder erleben wir es, dass Feuer nahe der Straßen ausbrechen.

Damit kommt die nächste wichtige Geschichte zum tragen, wo bricht das Feuer aus. - Sollte der Brandherd nahe einer Straße sein und schnell entdeckt werden, dann gelingt es der Feuerwehr eigentlich immer, eine Ausbreitung zu verhindern. - Kommt man aber an das Feuer nur schwer, oder gar nicht ran und wir haben die bereits genannten schweren Wetterbedingungen, dann kann man nur noch die Hubschrauber einsetzen. - Von denen haben wir ständig einen auf der Insel, ein PZL-W3 Falke, oder meist Sokol genannt. Dann kommen Ende Juni noch zwei weitere solche Maschinen auf die Insel, welche dann bei der "BRIF" (Brigadas de Refuerzo de Incendios Forestales) in Puntagorda stationiert werden. - Mit den drei Hubschraubern und den etwas mehr 300 Mann, welche für den Fall eines Waldbrandes zur Verfügung stehen, kann man wohl kräftig zulangen. Aber meist kommt ja das heiße Wetter nicht nur bei uns auf der Insel, sondern auf allen Kanaren und wenn es dann auf mehr als einer Insel gleichzeitig brennt, dann werden uns die Hubschrauber schnell knapp, da natürlich unsere Helikopter auch nach Tenerife oder La Gomera fliegen, sollte es dort brennen.

So geschehen ja im Juli 2012, da rief man unsere Hubschrauber morgens nach Tenerife und am späten Vormittag brach ein Feuer bei der Montaña Enrique oberhalb El Pasos aus. - Hitze, Wind, keine Luftfeuchte und kein Hubschrauber, der schnell eingreifen konnte. Bis Abend waren bereits die erste landwirtschaftlichen Gebäude und sogar ein Wohnhaus Raub der Flammen geworden. - Ist ein Feuer erst mal derart außer Kontrolle, dann kann die Feuerwehr nur noch versuchen, die Flammen von bewohnten Gebieten fern zu halten. Das eigentliche Löschen eines solchen Flächenbrandes kann nur mit Hilfe der Witterung geschehen. - Darüber hinaus kommt noch erschwerend dazu, dass man in den letzten Jahrzehnten immer näher, sogar in den Kiefernwald gebaut hat, dorthin, wo die höchste Waldbrandgefahr herrscht. - So lange sich diese 30 - 30 - 30 Situation dann nicht grundlegend ändert, hat man keine Chance, gegen ein solches Feuer noch vorzugehen. - Also kommt es auf das Wetter an, und dass man schnell und mit ausreichenden Mitteln bereits bei der Entstehung eines Feuers einwirken kann. - Vielleicht haben wir diesen Sommer wieder das Glück. Voraussetzung dafür wäre: Kaum Hitze und eine geringe Deppendichte mit Feuerzeugen in der Hand, aber seit dem die alten Männer nicht mehr über das Wetter reden, müssen wir einfach abwarten.




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