Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell November 2016




Mittwoch 30.11.2016
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 14,2 Grad

Schlauch fest halten und abwarten, bis das Wetter besser wird
Aufarbeitung des großen Waldbrandes im August dieses Jahres


Man gibt sich allergrößte Mühe, die Geschehnisse um das große Feuer dieses Sommers aufzuarbeiten. Dazu finden in El Paso gerade Konferenzen und Vorträge statt, welche sich mit Waldbränden allgemein, aber auch speziell mit unserem Problemfeuern des vergangenen Augusts beschäftigen. - Ich war auf den Vorträgen, welche sich auf La Palma bezogen und in der Tat, das Feuer dieses Jahres war einer der größten Waldbrände in der Geschichte der Insel, so weit man eben diese Feuer katalogisiert hat. - Interessant war die Chronologie, aufgezeichnet seitens eines Mitarbeiters des Umweltamtes, (Medio Ambiente) welche meist die Ersten am Feuer sind und zu denen auch der verstorbene Francisco Santana gehört. - Eine Frage allerdings bleibt auch nach diesen Konferenzen stehen, warum war es nicht möglich, das Feuer gleich nach dem Ausbruch erfolgreich zu bekämpfen, noch bevor überhaupt ein solch großer Brand entstehen konnte. - Darüber gibt es auch immer noch unterschiedliche Aussagen von Nachbarn und ich darf auch daran erinnern, dass der Verursacher des Brandherdes, der Deutsche Scott, immer noch in Untersuchungshaft sitzt, obwohl er voll geständig ist und bereit, sich seiner Verantwortung zu stellen. - Warum das so ist, und Diebe frei rumlaufen, ich weiß es nicht, in Sachen Juristerei kenne ich mich nun überhaupt nicht aus. - Bleibt die Hoffnung, dass anwaltlich alles getan wird, um eine Fahrlässigkeit, einen dummen Fehler, nicht eine ganze Zukunft zerstören zu lassen.

So sprach man von dem, was war, und nicht von dem, was hätte sein können und Fragen stellen war auch nicht vorgesehen, das muss man so akzeptieren im Rahmen dieser Konferenz. - Irgendwann kommt man dann zu dem Schluss, der meiner Überschrift sehr nahe kommt, welche natürlich frech überzeichnet ist. - Aber ohne Hilfe des Wetters gibt es keine großen Waldbrände und auch keine Kontrolle darüber, also ist das Zutun des Menschen in beider Hinsicht fast beschämend gering. - Und auch hinzugefügt, wir können uns nicht vorstellen, was wohl aus dem Feuer geworden wäre, wenn nicht bis zu 12 Hubschrauber und Flugzeuge und mehrere hundert Mann gegen die Brände gekämpft hätten. - Das ist das Stück weitere Ungewissheit, und ich hatte ja während der Berichterstattung im August bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass die Mehrzahl der Kräfte der Brandbekämpfung, sei es nun vom Boden, oder auch aus der Luft, damit beschäftigt waren Siedlungen und menschliches Eigentum zu schützen, und weniger dafür frei waren, strategisch die Ausbreitung des Feuers zu verhindern.

Auch gab es zwei verschiedene Phasen des Brandes, die erste, vom 3. August bis 4. August 05:00 Uhr, als man das Feuer bereits fast kontrolliert hatte, als es noch südlich Jedeys nur eine Front gab. - Bis eben dann in den frühen Morgenstunden der Wind auf Süd-Südost drehte und damit plötzlich die leichte Neigung des Feuers in den Süden zu ziehen komplett umwarf. - Binnen weniger Stunden stand dann eine mehr als 3 Kilometer lange Front bis El Paso in Flammen und das waren auch die Stunden des Unglücks und des Todes des Francisco Santana, der am ganz frühen Morgen des 4. Augusts geschah, nachdem er von den Flammen plötzlich eingeschlossen war. - Ab diesem Moment wurde aus einem, scheinbar beherrschbaren Flächenbrand eine Brandkatastrophe, außerhalb jeglicher Kontrolle. Und das nicht, weil die Einsatzkräfte geschlafen hätten oder Fehler gemacht, sondern weil das Wetter plötzlich und ohne Vorhersage komplett anderen Wind schickte. - Wohl mit Ansage, denn das wussten wir, veränderte sich das Wetter am 4. August zu heiß und trocken, was eben die weiteren Löscharbeiten noch viel schwieriger machte, aber den plötzliche Wechsel der Windrichtung hatte niemand vorhergesehen, oder ahnen können.

Man hatte die Kräfte auch so zusammengezogen, dass man das Feuer nördlich am Campanarios, südlich bei Santa Cecilia und östlich an dem Forstweg zwischen El Pilar und Fuencaliente einschließen konnte. Das gelang auch so weit, bis eben der Wind drehte und robust auffrischte. - Ich erinnere mich auch noch genau an die Nacht, es sah gegen Mitternacht bereits so aus, als könne man Entwarnung geben und wir sind schließlich alle ins Bett um dann gegen 07:00 Uhr morgens die Katastrophe zu erkennen, dass das Feuer plötzlich und lichterloh bis El Paso reichte. - Am 4. August selbst lief dann eine der größten Maschinerien der Brandbekämpfung an, welche die Kanaren jemals gesehen hatten. Bis zu 12 Einsatzmittel aus der Luft und mehrere hundert Einsatzkräfte am Boden konnten das Feuer schließlich am 8. August an einer weiteren Ausbreitung hindern. - Natürlich auch wieder mit Hilfe des Wetters, die Temperaturen sanken, die Luftfeuchte nahm wieder zu und am 12. August erklärte man dann auch offiziell das Feuer unter Kontrolle. Was nicht gelang, das war ein Übergreifen der Flammen auf die Ostseite zu verhindern, und dazu hatte man interessante Karten bereit, welche Brände in der gleichen Zone aus vorhergegangenen Jahren zeigten. - Immer bei Wind aus Südost gelang es nicht, das Feuer auf der Westseite zu halten und erneut waren es die Zonen zwischen Llano de Moscas und Cabrito, welche den Übergang des Feuers vom Westen in den Osten ermöglichten. - Spät am 4. August hatte man dann drei Fronten zu bekämpfen, denn das Feuer breitete sich plötzlich auch nach Süden aus, nachdem Funkenflug, oder wie auch immer, plötzlich anderthalb Kilometer südlich des eigentlichen Brandes ein neues Feuer entstanden war, welches dann auch bis hinab nach Fuencaliente zog. - Wie dieser neue Brandherd entstand, Funkenflug gegen die Windrichtung kennt man eigentlich nicht, das weiß man auch noch nicht wirklich.

In den Vergleichen mit früheren Feuern, da waren manche dabei, an die erinnerte ich mich kaum noch, konnte man aber gut ablesen, dass immer die gleichen Flächen und Regionen betroffen sind. So weiß man genau, dass eigentlich die gesamte Cumbre Vieja schon mal gebrannt hat. - Auch ganz klar kann man da erkennen, dass ausschließlich die Kiefernwaldzone betroffen ist, und außerhalb des Waldes das Feuer überhaupt keine Ausbreitungsmöglichkeit mehr findet. - Einmal durch geringere Vegetation und auch durch die Tatsache, dass außerhalb des Waldes fast überall kultiviertes Land ist, wo weniger Nahrung für das Feuer besteht und auch sofort Nachbarn mit dem Schlauch zur Hand sind. - Die Schnittstellen zwischen Wald und den Siedlungen stellen die Probleme dar und man bestätigt auch meine Sicht, dass nicht nur die Häuser dem Wald immer näher kommen, weil man urbanistisch-planerisch das nicht ausreichend berücksichtigt, sondern auch der Kiefernwald sich deutlich weiter in die unteren Zonen ausgebreitet hat, nachdem man die Kanarische Kiefer unter robusten Schutz gestellt hat.

Es liegt nicht in meiner Aufgabe und auch nicht in meiner Kompetenz, da ein Fazit zu ziehen und die Konferenz geht auch morgen noch weiter, und das sind alles Profis, auch internationaler Natur, welche sich da in El Paso versammelt haben. - Sicher wird es auch kein wundersames Rezept geben, wie man zukünftig Waldbrände verhindern kann, außer eben noch mehr Vorsicht und genauester Beobachtung des Wetters. - Denn eines ist auch klar, jedes größere Feuer auf der Insel ging mit heißem Wetter einher, ohne solche Bedingungen hat es bislang kein Ereignis von bleibendem Eindruck gegeben. - Auch die Zonen, wo es brennt, die sind klar umrissen, und ohne das Wetter gibt es weder Feuer noch Entwarnung, das muss immer mitmachen. - Langfristig wird man sicherlich den Kiefernwald vom Menschen trennen müssen, das Feuer ist ja Mittel der Kanarischen Kiefer zur weiteren Ausbreitung, und so wird man sicherlich eher den Wald zurückdrängen, als die Häuser vom Waldrand nehmen. - Mal sehen, was die Profis uns noch alles nach dieser Konferenz zu erzählen haben, denn eines ist klar, es stellt sich nicht die Frage, ob es denn wieder brennt, sondern nur wann. - Allerdings wissen wir, bei welchem Wetter und wo, nur wird es jeden Sommer mal heiß und überall auf der Insel gibt es ab einer bestimmten Höhe den Kiefernwald.


Konferenz zum Waldbrand auf der Westseite La Palmas im August 2016. - Der Mensch und seine Maschinen sind machtlos, wenn das Wetter nicht mitspielt


Konferenz zum Waldbrand auf der Westseite La Palmas im August 2016. - Der Tod Fran Santanas und die spätere Verurteilung des Deutschen Scott als fahrlaessigen Verurscher der Brandkatastrophe bleiben in Erinnerung





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