Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell November 2016




Samstag 12.11.2016
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Bananensplit
Strukturwandel, ohne dass es einer merkt?


Unsere Politiker haben allesamt die Schweigeprüfung bestanden. - Beide Prüfungen sogar, zum Thema Donald genau so, wie zu den wirklich wichtigen Dingen für uns Insulaner, nämlich ob die Banane noch krumm genug ist. - Wüsste ich, was Sie davon wissen, dann könnten wir uns die Hälfte des Textes jeden Tag sparen, aber versprochen, ich fange auch nicht wieder ganz vorne, also bei den Aminosäuren an. - Eine illustre Stiftung der Universität La Laguna, mit einem Geldinstitut im Namen und Rücken hat erneut eine interessante Studie zum Thema Inseleinkommen (La Palma) erstellt und ist dabei zu weltbewegenden Ergebnissen gekommen. - Unsere Welt bewegend gebe ich dazu, und der entscheidende Satz, welcher zur öffentlichen Diskussion im Raum und als Schlagzeile stehen blieb lautete: Der Tourismus generiert mehr Einkommen auf der Insel La Palma, als die Bananen.

Blasphemie wurde früher auf der Insel für Ausländer mit drei Gofio-Mahlzeiten am Tag bestraft, aber es waren ja die eigenen Leute, welche diese lästerliche Aussage getroffen hatten und auch die Arbeit in Auftrag. - Die Zahlen waren ziemlich krude ermittelt, allerdings hinten hinaus richtig, und in Wirklichkeit generiert der Tourismus sogar noch sehr viel mehr Einkommen für die Insel, als in der Studie angegeben. Große Teile dieser Einnahmen und viele Inselgäste können aber statistisch überhaupt nicht erfasst werden. - Darüber hinaus stammen die Zahlen aus dem Jahr 2014, einem extrem schlechten Jahr im Tourismus auf der Insel, hätte man 2015, oder eben das jetzige Rekordjahr als Vergleich genommen, dann wären die Bananen vor Ärger vielleicht gerade geblieben. - Aber was soll der ganze Mist eigentlich, wer kommt darauf, diese beiden Sektoren überhaupt vergleichen zu wollen und vielleicht sogar gegeneinander auszuspielen? - Als Auftraggeber erscheinen da Vereinigungen von Gewerbetreibenden aus dem Tourismus der Insel und Ziel der Angelegenheit war es wohl, mit diesen Zahlen die Politik soweit zu beeinflussen, dass man endlich planerisch dem Tourismus mehr Platz auf der Insel verschafft.

Inzwischen rudern Vorarbeiter in Sachen Tourismus auf der Insel ein bisschen zurück und betonen unisono, es ginge gar nicht darum, den Tourismus gegen die Bananen zu stellen, sondern man wolle nur dem Tourismus endlich die geeignete Aufmerksamkeit auch in wirtschaftlicher Hinsicht geben. - Man war wohl selbst davon geschockt, welche medialen Klotz man da geschlagen hatte, denn die Fragestellung Banane statt/oder Tourismus, die hat sich niemals gestellt und ist auch vor 30 Jahren, als der Tourismus hier begann, schon irrational, oder besser gesagt einfach bescheuert gewesen. - Allerdings darf natürlich von außen auch die Frage gestellt werden, warum man denn hier auf der Insel solch einen Eiertanz um die Bananen macht. - Das ist doch ganz normale Landwirtschaft und darüber hinaus auch noch hoch subventioniert. - Wieder ab in die Ecke, zum Gofio essen! Auf einer, immer noch landwirtschaftlich strukturierten Insel steht der, warum heißt der nur so, Primärsektor, immer, und keinesfalls immer noch, unter besonderem Schutz, der sogar noch über Traditionsgewinsel hinaus geht.

Das ist übrigens nicht nur hier so, sondern überall auf der Welt, Landwirtschaft besitzt gegenüber anderen Einkommenssektoren immer noch so etwas wie Welpenschutz, trotz Monsanto und Subventionen. - Und das auch mit Recht, nicht (nur) weil ich auch aus der Landwirtschaft komme, theoretisch kann man ohne Auto leben, aber nicht ohne was zu Fressen. - Allerdings gibt es auch noch das, was man Bauernschläue nennt, und ich kann Ihnen sagen, die sind wirklich gut organisiert und haben auch eine extrem starke Lobby, welche weit hinein reicht in die inneren Sphären der Politik, bevorzugt der Coalición Canaria hier auf den Inseln. - Und dann wird es eben auch wieder politisch und fängt an zu stinken, aber das wurde hier gerade noch mal so abgebogen. - Ich weiß nicht, ob es eine Absprache zwischen Politik und der Oberen des Bananensektors gab, denn der Aufschrei gegen diese Feststellung, dass der Tourismus nun die virtuelle Vorherrschaft der Banane angräbt, die wurde seitens der "Bananität" nur von Unten kommentiert. - Es gab mal eine Presseerklärung, dass Landwirtschaft auf der Insel aus mehr bestünde, als nur Bananen, und zum Beweis hielten alle faltige Herren auf dem Foto undefinierbare Früchte in den Händen und mir fiel dazu nur der Spruch ein: Josés erste Banane. - Die geben mir Gofio bis zur Verstopfung heute…

Seitens der Politik kam überhaupt nichts, wer immer noch meint, die seien dumm, der irrt dabei. Solch ein Thema darf man gar nicht erst anfassen als Politiker, sonst kommt man da nie wieder raus und wer sich gegen den Primärsektor stellt, der hat ganz primär verkackt, immer und überall. - Jetzt wird es aber wirklich interessant, wenn man nämlich einen klugen Artikel von Wladimiro Rodríguez (Ex Landwirtschaftsrat des Gobierno de Canarias) weiterdenkt, der sich öffentlich darum bemüht, Konsens zwischen den Sektoren herzustellen, aber eben dem Bananenanbau auf den Kanaren und im Artikel ganz besonders auf La Palma versucht, gerecht zu werden. - Wladimiro sieht eben auch mehr als nur gelb und krumm, sondern auch die Zwischentöne und Nebenschauplätze und bemerkt völlig richtig, dass die Bananen in den letzten, fast schon hundert Jahren, der Garant für das Überleben der Inselvolkswirtschaft waren. - Ohne Zweifel ist das so und ganz viele Eltern haben aus den Einkünften der Bananen ihre Kinder heute fit gemacht, nicht mehr von den Bananen abhängig zu sein. - Wladimiro weist darauf hin, dass heute viele Kinder der Pflanzer gar nicht mehr wissen, wo denn eigentlich die Finca des Vaters oder Großvaters liegt, mit deren Geld ihnen es ermöglicht wurde, auf Festland oder andere Kanareninseln zum Studieren zu gehen.

Man kann eben auch links Recht haben, und ich glaube mal, Wladimiro will uns hier nicht nur das hohe Lied der Banane singen, sondern zwischen den Zeilen lese ich auch bereits so etwas wie eine Danksagung an die Bananen. - Das ist schon richtig, die allermeisten Leute, welche Bananen pflanzen, die haben in der letzten Generation ihre Kinder nicht mehr mit 14 mit aufs Feld genommen, sondern weiter in die Schule geschickt, wie heißt das immer so schön, die Kinder sollen es doch mal besser haben. - Wenn also die Bananenpflanzer ihre Kinder zum Studieren oder in die Ausbildung schicken, die nichts mit der eigenen Scholle zu tun hat, dann könnte man das doch auch als Strukturwandel von Unten begreifen. - Als wüsste man seitens der Bananenbauern bereits, dass man ihren Kindern mit dem Erbe keinen Gefallen tun würde und das ist ja eigentlich mehr Blasphemie, als die Behauptung, der Tourismus würde mehr Geld auf der Insel lassen, als unsere kleine, gelbe Wappenfrucht. - Also müsste Wladimiro heute das ganze Gofio essen, aber das ist ja keine Strafe für Canarios, also wäre sein Fegefeuer, Bananen aus Panamá oder Ecuador essen und davon bekommen die Leute hier faustdicke und endemische Verstopfung. - Gegenfrage an mich, warum eigentlich übergeben wir unseren familiären Betrieb nicht an unsere Töchter, sondern haben auch die weggeschickt, damit die es mal besser haben? - Noch mal Struktürchen wandle dich, oder sind unsere Kinder so viel schlauer als wir?


werhatg eigentlich gesagt, dass die Banane krumm ist?

Das kommt dabei raus, wenn man alle Bananenbieger in die Republik schickt. - Bild ungebogen von Heriberto







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