Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell November 2016




Dienstag 01.11.2016
Höchsttemperatur heute 24,6 Grad - niedrigste Temperatur 17,0 Grad

Plan B für 1,2 Milliarden
Mögen die Götter und die Ökos uns gewogen sein


Des Einen Seelenfrieden ist des Anderen Milliardeninvestition und wir wären in diesem Fall die Anderen. - Wir sprachen schon öfter darüber, in wie weit die Observatorien auf unserem höchsten Berg einen, oder besser gleich mehrere positive Anstöße für eine nachhaltige Entwicklung auf dieser Insel erbringen. - Dabei könnten Betrachtungen und Erwartungen eigentlich unterschiedlicher kaum sein, von Ablehnung, über Ignoranz bis zur stürmischen Begeisterung erleben wir hier alles auf der Insel, wenn wir über die Himmelsfenster auf dem Roque de Los Muchachos sprechen. Mir, als eifrigem Befürworter der Observatorien, eben in Erwartung positiver wirtschaftlicher Nebeneffekte, also was mit Synergie, wie der Schlaudeutsche auch säuselt, ist es immer schwer verständlich, warum es denn überhaupt Menschen gibt, welche dem astrophysikalischen Treiben da oben auf 2.400 Meter so gar nichts abgewinnen können.

Argumente, welche verfangen könnten wären Bedenken in Sachen Umweltbelastung, da man eben auf dem höchsten Punkt der Insel mit eventuellen Einleitungen an Schadstoffen alle anderen wasserführenden Schichten verschmutzen könnte. - Im Konjunktiv sicher richtig, allerdings wissen wir ja auch nach halbtausendjährigem "Gebrauch" dieser Insel, dass versickernde Haushaltsabwässer niemals irgendwo zu Problemen wurden, sondern immer erst, wenn man diese gesammelt, kanalisiert und dann nicht vollständig geklärt ins Meer gekippt hat. - Nach dem neuesten Plan werden die Abwässer der Anlagen, wie auch des Besucherzentrums, dort abgeführt und dann anderswo zum Problem, wahrscheinlich in Garafía. - Dann gibt es immer wieder den Einwand, die Techniker dort würden die Spiegel der Observatorien mit Quecksilber reinigen, und das stimmt natürlich nicht, es kommen spezielle Reiniger in ganz geringen Mengen zum Einsatz, hauptsächlich nutzt man aber destilliertes Wasser und die dabei entstehenden Abwässer sind minimal und werden als Müll entsorgt. - Auch wird oft angesprochen, die Bauten dort oben nahe des Nationalparks würden die Landschaft beeinträchtigen und Flora sowie Fauna dort stören. - Alles was wir machen stört, beeinflusst unsere Umgebung, dem Argument ist sicher nicht zu widersprechen, liegt aber auf einer anderen Ebene und hat eigentlich mit den Observatorien dort oben nichts zu tun.

Der Knackpunkt scheint ja eher in der Gegenrechnung zu liegen, was erhalten wir, also die Insel als Gesamtheit, als Gegenleistung dafür, dass auf unserem Dach diese Organisationen ihre Geräte und Observatorien aufstellen können. - Und hier ist wohl Diskussion angesagt, denn Jahrzehnte lang wurde darüber eigentlich gar nicht gesprochen und in der Tat, außer ein paar Arbeitsplätzen und Projektgebühren für die Gemeinde Garafía kam früher da nichts "rüber". - Selbst als Gästemagnet taugten die Einrichtungen dort kaum, da man sich dort ziemlich verschlossen gegenüber dem Interesse aller Laien gab. - Natürlich ist es weiterhin so, dass es keine direkten Zahlungen außer den Projektgebühren für die Gemeinde gibt, aber die grundsätzliche Einstellung hat sich auf beiden Seiten geändert. - Das IAC als federführende Organisation hat längst begriffen, spätestens mit dem neuen Präsidenten Rafael Rebolo, dass Besucher und natürlich auch die Insel als "Heimstatt" unbedingt mit "ins Boot" zu holen sind. - Inzwischen gibt es hervorragende Führungen das ganze Jahr über, nur mal wegen des Wetters werden diese ausgesetzt und überhaupt, Wissenschaft und die Astrophysik sind inzwischen mindestens gesellschaftsfähig. Wenn nicht sogar ein bisschen hip und sexy, auf jeden Fall aber weit weg mittlerweile von der Vorstellung, nur pickelige Nerds würden nachts den Sternen beim Funkeln zugucken.

Wissenschaft findet inzwischen eben nicht mehr nur in Geheimlogen statt, und natürlich hat das auch was mit den für alle zur Verfügung stehenden Informationen zu tun. Dabei auch viel Wissen, welche das Internet eben bis in die letzte Stube trägt, was früher nur aufwendig in Recherchen möglich war. - Auch haben Figuren wie Harald Lesch deutlich dazu beigetragen, Wissenschaft, oder hier eben die Astrophysik, so weit in den Alltag zu übersetzen, oder besser noch, sogar zu interpretieren. Ganz viele Menschen stellen nun Fragen, welche früher einem inneren Zirkel vorbehalten war. - Und bitte nicht wieder die hochgezogene Profinase was Harald Lesch angeht. - Der macht hervorragende Arbeit, man muss ja schließlich nicht die Profis von Astrophysik überzeugen, sondern uns wissenschaftlichen Vollpfosten, und uns den Kram so weit in unsere laienhaften Niederungen ausbreiten, dass wir nur noch begeistert mitmachen können. - Neulich war Stephan Hawking bereits zum zweiten Mal zu Besuch auf La Palma, OK, nur auf der Durchreise per Schiff nach Tenerife, aber es gab durchaus Szenenapplaus für den Mann auf offener Straße. - Das konnte mein Menschenbild wieder ein bisschen gerade rücken, wenn inzwischen nicht nur Popstars und gegelte Fußballer Applaus auf offener Straße bekommen, sondern auch Wissenschaftler. Nun lohnt sich das doch wieder, sich ein bisschen weiter zu bemühen. - Und genau da eben muss man anpacken und weitermachen, La Palma als Standort für diese Observatorien, die eben nicht nur ganz weit ins All gucken können, sondern ganz spektakuläre Fragen aufreißen und interessante Themen anrühren, bei deren Behandlung man sich hier auf der Insel etwas näher fühlen kann.

Eben neben subventionierter Bananen und Einkommen aus Fremdenverkehr, als drittes Standbein. - Mit Potential weit über die wissenschaftliche Arbeit hinaus. - Dazu gehört aber mehr, als nur Standort für diese Geräte sein, dazu müsste man eben auch die Forschung und die Forscher zum dauernden Aufenthalt auf die Insel locken. - Daran arbeitet man ganzherzig, das ja, aber nicht professionell genug, denn wieder mal hat uns das Adieu einer Veranstaltung von "Starmus" von den Kanaren nach Norwegen gezeigt, dass wir noch sehr viel lernen müssen. - Aber natürlich schielen wir auch nach jedem Stück Infrastruktur, welche da machbar scheint und jetzt geht es wieder um das 30 Meter Teleskop, das eigentlich auf Hawaii gebaut werden soll. - Dort gibt es Bedenken der Bevölkerung gegen die Aufstellung dieses wirklich großen Geräts, nicht nur aus religiösen Gründen sind viele dagegen, aber genau das könnte uns hier auf La Palma helfen, einen ganz gewaltigen Schritt weiter in Richtung Zentrum der Himmelsbeobachtung der nördlichen Hemisphäre zu werden. - Europas Nummer Eins sind wir ja längst, und nun bestätigt sich erneut, dass nur noch La Palma als Plan B für das TMT besteht, keine weiteren Konkurrenten. Sollte man sich auf Hawaii doch nicht mehr zu einer Baugenehmigung durchringen können, dann rückt das Monsterteleskop in unsere reelle Reichweite.

Allerdings gibt es auch hier auf der Insel inzwischen eine rechtliche Auseinandersetzung mit einer ökologisch orientierten Gruppe, welche unangenehme Fragen stellt in Sachen Genehmigungsfähigkeit weiterer Observatorien dort auf dem Roque de Los Muchachos. - Die "Centinela" hatte die Gemeinde Garafía schriftlich aufgefordert, die Bauarbeiten für die Basis des größten Cherenkov-Teleskops zu stoppen, da man deutliche Hinweise auf eine Nichtvereinbarkeit mit der gültigen Legislative der dortigen Region sieht. - Es wird weiter gebaut, die Gemeinde hat den Antrag der Centinela, grob erklärt, als nicht zutreffend abgewiesen und die Angelegenheit somit in Richtung Justiz geschoben. - Ob das eine gute Entscheidung der Gemeinde war, das wissen wir noch nicht, auf jeden Fall wollten die das loswerden. Was man auch wieder verstehen kann, aber vielleicht könnte man ja auf Inselebene da politisch etwas mit der Centinela klären, denn die wollen eigentlich nur klare Verhältnisse in Sachen, was da geht auf dem Roque, und nicht eine ganze Hoffnung für die Insel blockieren. - Da werden nun gute Moderatoren nötig, sonst droht uns eine ähnliche Blockade wie auf Hawaii, und wir haben noch nicht einmal annähernd religiöse Gründe, solche Infrastruktur abzulehnen. Wir haben einfach nur noch nicht die planerischen Hausaufgaben gemacht und sollte es daran scheitern, dann droht deutliches Ungemach der bildungsfernen Art.





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