Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell November 2016




Sonntag 27.11.2016
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Die neue energetische Bescheidenheit
Von hundert auf zwanzig und dabei Gas geben


Wir reden von Prozent, nicht von Geschwindigkeit. - Fällt schwer an einem Tag, an dem schon wieder ein Deutscher Weltmeister im Kreiseln geworden ist, aber nachdem sich die Rennstrecke auf La Palma dann doch als Aprilscherz erwiesen hat, müssen wir uns mit anderen Themen beschäftigen. - Wir alle haben das noch sehr gut in Erinnerung, "La Palma cien porciento renovable" und damit meinte man, eine wunderbare Energieversorgung in Sachen elektrischer Strom hinzubekommen, welche vollkommen und ganz von fossilen Brennstoffen unabhängig ist. - Pläne dafür gibt es tatsächlich und theoretisch möglich ist so etwas sowieso, darüber braucht man eigentlich nicht zu streiten. - Allerdings verschwanden diese Pläne zunächst nach der Herabsetzung der Einspeisevergütungen in Spanien aus dem Ordner "Dringend" auf den äußeren Rand des Schreibtisches, um dann, mitten in der Krise, auch von dort alternativlos in die Ablage zu wandern.

Jetzt beginnt das Zeitalter der Bescheidenheit, vielleicht könnte man auch Ehrlichkeit sagen, dann inzwischen peilt man 20% im Jahr 2020 an und muss dabei noch Gas geben, das überhaupt zu erreichen. - Und wir erfahren das nicht als Schlagzeile, sondern als Abfallprodukt eines "Runden Tisches" in Sachen Energieversorgung der Insel, auf dem es vorwiegend darum ging, von der staatlichen "Red Electrica", also dem Betreiber des Stromnetzes des Landes, bessere Verbindungen auf der Insel zu fordern. - Die bieten neue Leitung vom Kraftwerk auf der Ostseite in den Westen über den jetzigen Korridor an, seitens der Insel würde man das lieber über den Süden der Insel gestalten, aber das ist halt deutlich weiter und man könnte auch keine bereits vorhandene Trasse nutzen. - Die Inselregierung hätte halt gerne die Südtrasse, um für dortige Interessenten in Sachen eolischer Energieerzeugung Überlandleitungen bereit zu halten, genau so wie für ein eventuelles geothermisches Kraftwerk, welches in ziemlich genau fünf-Jahresabständen immer mal wieder dem Volk unter dem Hinter Strom machen soll.

Grundsätzlich ist das ja schon mal mit Weitsicht gepudert, seitens der Inselregierung, die am liebsten auch noch eine Starkstromverbindung in den Norden hätte. Dort könnte am "Mulattensprung" - "Salto de Mulatos", ein Wasserkraftwerk genutzt werden, welches bereits vor Jahrzehnten mal in Betrieb war, aber inzwischen auf neue Technik wartet. - Darüber hinaus sind ja in der Gemeinde Garafía weitere Windkraftanlagen geplant, auch den Strom müsste man also irgendwie "abholen" und ins Netz speisen. Dafür braucht man zunächst also mal Stromtrassen, und die dazugehörigen Leitungen. - Der staatliche Netzbetreiber will das aber nicht mitmachen, sollen die Produzenten selbst die Leitungen bezahlen, so etwa die Kurzform, allerdings rechnet sich das dann wohl noch weniger, nachdem die Einspeisevergütungen für alternativ produzierte elektrische Energie bereits zurückgeschraubt wurden. - Bald ist Weihnachten und bald auch 2020, und bis dahin wird man wohl schwerlich von den jetzt 7% auf 20% alternativer Energie kommen, wenn man nicht sehr bald robuste Anlagen hinstellt.

Seitens der Inselregierung heißt es nun auch, vernünftig wäre ein System, in dem man zu dem verlässlichen Dieselkraftwerk so viel wie möglich an alternativer Energie dazugewinnen könnte, von 100% spricht dabei niemand mehr und das muss jetzt nicht als Fehler aufgefasst werden, sondern als beginnender Pfad der Vernunft. - "Man muss das Ei nicht nur legen, sondern auch dabei auch Gackern" ist ein bemerkenswerter Satz im breiten Bericht des "Diario de Avisos" über das Treffen des "Energietisches" - Nicht energetisch, sondern Energietisch, "Mesa de Energía" (und so wird aus dem scheinbaren Schreibfehler in der Überschrift wieder eine meiner geliebten Wortklaubereien). - Mit dem Ei und dem Gackern meinen die Tischler, also die dort am Tisch saßen, die schlechte Lobbyarbeit, welche die Inselregierung in den vergangenen Jahrzehnten in Richtung Netzbetreiber gemacht hätte. - Trommeln gehört halt zum Geschäft, aber das mit dem Gackern und dem Ei, ist doch viel gefälliger.

Ganz interessant dabei ist, dass erstmalig seitens eines Kreises mit Regierungsbeteiligung kaum versteckte Kritik am Modell der kleinen Nachbarinsel El Hierro gemacht wird, an der Anlage "Gorona del Viento". - Das war, ist zum Teil auch noch Vorzeigemodell in Sachen nachhaltiger und alternativer Energieversorgung einer ganzen Insel, hat aber bereits alle Lorbeeren und Preise im alten Dieselkraftwerk verbrannt. Nur ganz wenige Stunden war es möglich, mit diesem System genügen elektrische Energie zu erzeugen, welche die gesamte Insel versorgt hätte. - Bislang galt man als Nestbeschmutzer, wenn man das kritisiert hat, und auch seitens des "Energietisches" sagt man nicht: Das ist Betrug, sondern viel diplomatischer, auf La Palma könnte man dem Vorbild El Hierros nicht nur folgen, sondern dieses übertreffen. - Das heißt also, dort ist nichts mit 100%, sonst könnte man es ja nicht besser machen. - Man kann übrigens online jederzeit beim Netzbetreiber den prozentualen Anteil sehen, wie viel der Diesel auf El Hierro noch leisten muss, und wie viel die 80 Millionen Euro teure stromerzeugende Windmilchsau - "Gorona del Viento" aus Wind- und Wasserkraft zur Energieversorgung El Hierros beiträgt. - Und wer noch ein bisschen mehr schlechte Laune haben will, der tut sich den äußerst robusten Beitrag "Autark am Arsch. Ein Energiewendemärchen" von Wolfgang Röhl noch an und freut sich dann mit mir über die neue Ehrlichkeit unserer Inselregierung. - Wie gut, dass bei uns der Strom aus der Steckdose kommt, und dabei hat noch überhaupt niemand darüber gesprochen, dass man ja zukünftig auch noch irgendwie die nötige Energie für die ganzen Elektroautos produzieren muss…





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