Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell November 2016




Sonntag 13.11.2016
Höchsttemperatur heute 24,6 Grad - niedrigste Temperatur 18,4 Grad

Und wer nicht liebt, Wein, Kastanien und Speck
der bleibt sein Leben lang ein Depp


Die Martinsgans, die gibt es in der Hacenida de Abajo und die soll absolut lecker sein dort, hat man mir versichert. - Das mit der Gans ist allerdings ein Zugeständnis an mitteleuropäische Besucher, ganz autochthon ist das nicht, aber wo wären wir denn, wenn wir immer nur unseren eigenen Brei gekocht hätten. - Traditionen sind schön, aber nur, wenn sie nicht kleben, oder als Dummschlagargument von windigen Populisten missbraucht werden. - Ich muss bei dem Thema immer aufpassen, nicht sonntäglich abzurutschen, aber meine Lederhosen passen mir schon seit Jahrzehnten nicht mehr wirklich gut. - Hier gibt es traditionell zu Sankt Martin den neuen Wein, Kastanien und Speck. - Also Schweinespeck, denn Geflügelzucht hat hier, außer von Hühnern, keine Tradition. - Gänse kennt man hier auf den Kanaren als Brotvogel eigentlich überhaupt nicht, nur eben einschlägige Versorger bringen auch solche Vögel inzwischen ins Land der Kanaren.

Ziegen und Schweine waren die Nutztiere hier, ein paar Rinder und Maultiere, wer sich die leisten konnte und zu San Martín wurde eben ein Schwein geschlachtet und natürlich zunächst die Innereien und Speck verzehrt. - Dazu geröstete Kastanien, von denen es dieses Jahr wenige gibt, was wohl eine Folge der trockenen letzten beiden Winter ist. - Aber genug gibt es dennoch, daraus einen Schmaus zu machen und eben auch den neuen Wein verkosten, der eben durchaus bereits in dieser Jahreszeit trinkbar sein kann. - Allem voran natürlich die jungen Weißweine, welche selten länger leben als anderthalb Jahre, aber zum Speck und Kastanien braucht man eigentlich robuste Rotweine, welche die Röstung der Kastanien und den vielen Speck auf der Genießerzunge überleben können. - Heute schlachtet natürlich kaum noch jemand ein Schwein zuhause aus Anlass dieses Festes, die Haltung von Schweinen ist ja auch kein Alltag mehr in der Nachbarschaft. - Das hat natürlich was mit dem Verbot der Hausschlachtungen zu tun, worüber man natürlich lange hinweggeschlachtet hat, aber der Niedergang der Schweinefleischpreise in den Supermärkten der globalisierten Art hat auch hier die Aufzucht des Hausschweines zumindest vom pekuniären Wert her überflüssig gemacht. - Was aber geblieben ist, das ist der Spruch, "A cada cerdo le llega su San Martín" - Für jedes Schwein kommt sein Sankt Martin, also dem Tag an dem es geschlachtet wird, und ich kann Ihnen versichern, dass der Spruch in über 90% der Fällen nicht für tierische Schweine gebraucht wird. Sondern meist für Zweibeiner, welche sich derbe danebenbenehmen und oft steht auch der Sankt Martin in dem Fall für den Tag des Jüngsten Gerichts.

Diese Feste in Sachen San Martín werden meist in familiären und nachbarschaftlichen Kreise abgehalten, groß organisiert seitens der Gemeinden war das nie. - Heute entdecken manche den touristischen Wert solcher Veranstaltungen, und sicher lässt sich da noch sehr viel basteln und ich könnte mir gut vorstellen, dass man auf La Palma eine ganze Reihen an ländlichen bis skurrilen Festen touristisch aufbereiten könnte. - Neben, und bei uns auch anstatt Sonne und Strand, wobei die allermeisten Urlaubsgäste auf der Winterflucht die Kanaren dann doch nicht als folkloristisches Ziel betrachten, und zu uns kommen, sondern wegen der Temperaturen, und weil es ab und zu einfach die Kanaren sein müssen. - Ich meine ja nur, unsere Insel braucht da mehr, als nur den Status Kanarische Insel, da wir eben gerade zur Hauptreisezeit keine Wettersicherheit im Sinne des Pakettourismus bieten können. Es wäre aber doch irgendwie stilvoller, den Leuten, anstatt durch die Hotels tingelnden Filipinos, welche als Hawaiianer verkleidet publikumswirksame Tänze vorführen, doch irgendwie Endemes vorsetzen zu könnten. Zerbreche ich mir wieder die Köpfe Anderer. - Meine Kinder sind runter von der Insel und wir leben mit unserer kleinen Klitsche und den Stammgästen hervorragend in einer Nische der Glückseligkeit, aber so alleine kann man eben auch keine Inselvolkswirtschaft vorantreiben. - Und wie wäre es denn, wenn wir daran arbeiten würden, die Kinder wieder auf die Insel zu locken? - Ich meine nun nicht wirklich und ausschließlich die eigenen Kinder, wobei das durchaus bei Vollbluteltern verständlich wäre. Aber was müsste sich denn auf der Insel alles ändern, damit La Palma wieder für junge Erwachsene interessant wird, die mehr gelernt haben, als den Batteriewechsel an der Fernbedienung? - Und da fängt sich das schnell an mit unserem Bild der Insel der Glückseligen zu beißen, denn wer seinen Karrierezenit bereits überschritten hat, (schönes Bild für Gnadenbrot ohne Rinde) der hat ganz andere Anforderungen an dieses Eiland, als die jungen Menschen, die noch aufbauen müssen.

Konsequent weitergedacht könnte das bedeuten, dass die Alten ihren Komfortbereich aufgeben müssen, oder zumindest öffnen, damit junge Menschen Bewegungsfreiheit erhalten können. - Ich weiß nun nicht, ob es ein Zeichen für Intelligenz ist, aber nur der Mensch ist wohl in der Lage, selbst dauerhaft und nachhaltig gegen seine eigenen Interessen zu handeln. - Da kommt wieder eine alte Idee bei mir hoch, denn wenn ich mich noch recht erinnern kann, dann war ich auch mal in der Lage meiner Kinder. - Da gab es immer die Idee, nur junge Leute, sagen wir mal bis vierzig Jahre, die dürfen die politische Zukunft per Wahl bestimmen, sonst überwiegen ja die Zauderer und Bewahrer und es geht nicht voran. - Inzwischen bin ich erneut Anhänger dieser These, die Angst um das eigene Nest macht oft feige in Sachen Bewegung und als prekäres Beispiel dafür mag ja auch der Brexit dienen. - Da haben, fast ausschließlich die älteren Generationen durch dummen Egoismus, gepaart mit lächerlichem, aber immer gefährlichem Nationalismus der gesamten britischen Jugend die Zukunft zwar nicht verbaut, aber mit kräftigen Hypotheken belegt. - Ganz abgesehen davon, was in den USA passiert ist und ich könnte noch mehr Beispiele dafür anführen, wie Altersstarrsinn oder einfach Sorge um Erreichtes manchen Gesellschaften mindestens Stillstand aufbürden.

Schnell und unauffällig nach La Palma zurück und zum Thema Wein und Speck. - Beim Wein gibt es hier noch eine interessante Tradition, die Winzer schwören "auf das Fass", das nennt sich "Jura de la pipa". - Das ist so eine Art Anti-Doping-Bekenntnis und das Interessanteste dabei ist ja eigentlich, dass man so etwas wie ein Aufrichtigkeitsbekenntnis überhaupt zu brauchen glaubt. - Ich erinnere mich noch genau, auch wenn es in grauer Vorzeit war, an die Werbeblättchen eines Berliner Großfleischers, der mit den Worten aufmachte: Wir sind keine Trickbetrüger! - Als wäre jemals irgendwer darauf gekommen, dass es gepanschten Wein geben, oder die Waage die der Baleks sein könnte. - Dabei lautet der, nicht gerne ausgesprochene Vorwurf meist, fremder Wein in eigenen Schläuchen und wir erinnern uns zurück in Jahre, als die Traubenernte eher knapp war. - Da wurde dann berichtet von, großen Containern mit Trauben vom Festland, so viel, dass man ganze Tankwagen damit befüllen könnte, aber niemand wusste angeblich, wo das Zeug schließlich hingegangen ist. - Jeder wusste es, wo die vielen Trauben gelandet sind, aber es ziemt sich nicht, das zu verraten, schließlich hat man ja auf das Fass geschworen. - Ach so war das gemeint, das mit dem Schwören, und auch wir Ferienhausvermittler mussten ja mit der einen Hand auf der Webseite, und der andere auf der Geldbörse schwören, dass wir Gäste nur um Notfall um die Ecke bringen oder umlegen. - Also in ein anderes Haus begleiten…





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