Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell November 2016




Sonntag 20.11.2016
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Antonio gibt mir recht
Und was habe ich jetzt davon?


Wer immer recht hat, ist fruchtbar einsam, darum bin ich links. - Man könnte den Blödsinn noch weiter treiben und schreiben, wer rechts ist, ist meistens link, aber das sind nur die üblichen Fingerübungen vor dem eigentlichen Text. - Antonio ist hier Antonio Castro Cordobez, dessen politischer Palmarès jetzt aufzuzählen selbst meinen Rahmen sprengen würde, lassen wir es dabei bewenden und bezeichnen ihn als "Das Urgestein" der Coalición Canaria. - Von ihm wird auch behauptet, er zöge als Graue Eminenz im Hintergrund sämtliche Fäden des illustren Lobbyistenvereins im politischen Mäntelchen, nicht nur auf La Palma, sondern kanarenweit. - Als Palmero aus dem Norden und anhand seiner landwirtschaftlichen Ausbildung ist er zusätzlich mit einem hervorragenden Instrument ausgerüstet, welches man landläufig Bauernschläue nennt und ihn damit geradezu prädestiniert, Alpha-Funktionen in Sachen Populismus zu übernehmen. - Eigentlich ist Antonio längst darüber hinaus, politische Straßenschlachten zu schlagen, oder Tagespolitik zu machen, Antonio rückt immer dann in den Vordergrund, wenn es um epochale Dinge geht.

Wobei alleine schon das Wort "epochal" ganz nah mit dem verknüpft ist, um was es eigentlich geht, nämlich wie verkaufe ich dem Volk am besten die eigene Meinung. - Das macht man mit Populismus, behauptet also, man würde für das Volk oder "die Leute" sprechen und verlässt sich darauf, dass diese "Leute" niemals widersprechen. Da diese kompakte Masse ja überhaupt nicht sprechen oder antworten kann und schon gar nicht widersprechen, klappt das meist auch trefflich. - Die sind mit Fußball, Facebook oder Fernsehen abgelenkt, und manche laufen dann an Wochentagen auf Straßen umher und behaupten, sogar schriftlich, sie hätten multiple Persönlichkeiten, wie sie seien das Volk. - Das dann als völkisch bezeichnen zu wollen macht durchaus Sinn, denn es drückt wohl recht, oder gar rechts passend die Kurzbeschreibung der pathologischen Studien dazu aus. - Aber bitte nicht irren, nicht die Petry Heil, oder die Le Pennerein haben den Populistmus erfunden, auch nicht der toupierte Kuschelbär im trumpen Fell, und schon gar nicht unser smarter Pablo Iglesias, der immer noch versucht, dem Populismus durch den Einbau von Ideologie einen intellektuellen Farbklecks hinzu zu fügen, sondern die Coalición Canaria. - Niemandem sonst könnte es gelingen, absolute Mehrheiten derart minimalistisch zu gewinnen, ohne zwingend Nordkoreanisch zu lernen. Man sagte einfach "Lo Nuestro", also "Unseres" und schon fliegt einem die Mehrheit zu. - Vielleicht war Franz Josef Strauss ähnlich begabt, der hatte zumindest eine gelinde Ahnung von Populismus, Sie wissen schon, der mit den lustigen Panzern und den Transferrubeln, ansonsten sind das alles peinlich erfolglose Epigonen eines kanarisch/palmerischen Exportschlagers: Der Coalición Canaria.

Und genau dieser Antonio nun gibt mir recht! - Zumindest in der einen Hinsicht, ich läge richtig mit meiner Vermutung, dass seit vielen Jahren auf La Palma nicht 83.000 Menschen leben, wie in den Registern geschrieben steht, sondern nur etwa deren 60.000. - Diese Behauptung war bis vor kurzem noch als ketzerisch oder nestbeschmutzend abgestempelt, denn ein schrumpfendes Inselchen mit immer älter werdenden Menschen (ersatzweise Volk) kann man schlecht an wohlfeile Investoren vermitteln. Wie soll man propere Pläne machen mit Bevölkerungsschwund, das macht noch weniger Spaß und wer schon kann an so etwas verdienen? - So auch unsere Einwände an all den Plänen, die man in den beiden letzten Jahrzehnten so gebastelt hat: Das ist alles viel zu groß, ihr geht von einem Wachstum aus, welches nicht vorhanden ist und auch einer Basis, die es nicht gibt. - Wir erinnern uns noch an die unsäglichen Diskussionen rund um den PTE; den touristischen Sondernutzungsplan für die Insel, laut dem wir jetzt etwa an die 95.000 Einwohner hätten und 2020 an die 100.000 Völkler wären, oder besser sein müssten. - Wenn jetzt der gleiche Mann sagt, wir sind aber gar nicht 95.000, sondern nur 60.000 Menschen, wie schafft er es dann im gleichen Text noch größere, noch wachstumsorientiertere Pläne zu verkaufen?

Wir landen wieder beim Populismus, jetzt sind die 100.000 Einwohner nicht mehr die Basis, sondern das Ziel. - Pläne, die man früher gemacht hat, damit 100.000 Einwohner auch Arbeit und Wohlstand haben, die dienen jetzt dazu, überhaupt die 100.000 Einwohner als Ziel zu titulieren. - Verehrung gegenüber Antonio Castro wäre nicht das richtige Wort, denn heute bin ich selbst wortklauberisch, denn das hat was mit Ehre zu tun. - Bewunderung ist der richtige Ausdruck und in der Tat, ich bewundere solche Leute, die so gut verkaufen können, und dabei sogar noch mehr als Vorwerk-Vertreter verdienen, plus sichere Rente. - Das geht weit über mein Vermögen hinaus, einfach Ursache und Wirkung austauschen, dann verkauft man einen ähnlichen Plan nach 10 Jahren erneut und muss eigentlich nur ein paar Worte und Zahlen austauschen. - Allerdings finde ich das recht human, anderswo tauscht man das Volk einfach aus, statt Zahlen und Worten, das macht uns alle dann doch gleich wieder ein bisschen dankbar und gefügiger.

Warum wir auf der Insel 83.000 eingetragene Bürger haben, aber nur an die 60.000 Menschen hier leben, also rumvolken, das erklären Antonio und ich mindestens ähnlich. - Viele junge Leute studieren oder arbeiten nicht auf La Palma, sind aber weiter hier gemeldet, da man ja eigentlich nur temporär weg ist. - Das gleiche gilt für Pendler der größeren Entfernungsart, und dann kommen auch noch viele Ausländer hinzu, die einfach wegziehen, irgendwann. Das allerdings, oft ohne sich abzumelden, und da jeder eingetragene Bürger bares Geld für die Gemeinde darstellt, ist der Wunsch auf aktuelle Einwohnermelderegister nicht sonderlich robust ausgeprägt. Früher war also das starke Wachstum der Bevölkerung die Erklärung für die wundersamen Pläne, heute sollen die Pläne das Bevölkerungswachstum erzeugen. - Richtig smart wäre ja, man ginge mal von tatsächlichen Zahlen aus und entwickelt dann Pläne, welche Fortschritt und nicht Wachstum als Ziel haben. - Aber das ist knifflig, viel zu komplex und müsste erklärt werden und immer wenn man viel erklären muss, dann werden die Leute ungeduldig und hören nicht mehr zu. - Und das ist wohl der Punkt, warum Populismus so erfolgreich ist, man kennt halt einfach sein Völkchen und artikuliert sich entsprechend. - Ich ziehe meinen Hut, Populismus funktioniert, ist doch eigentlich klar, denn wir haben ihn erfunden!





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