Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Oktober 2016




Montag 31.10.2016
Höchsttemperatur heute 25,9 Grad - niedrigste Temperatur 16,3 Grad

Hallo Wien, Finaos, Allerheiligen, Santos-Brücke, Winterflugplan
Und zum Fotografieren auf den Friedhof


Ob der Blumenladen noch Chrysanthemen und Schleierkraut hat? - Noch mehr Umsatz heute als zum Valentinstag im Blumenladen, allerdings zieht die kluge Hausfrau hier auch viel Grabschmuck selbst. - Dabei sind der absolute Dauerbrenner die Anthurien, auch Flamingoblumen genannt, die hier hervorragend, fast unkrautartig wachsen, wenn sie nur genug Wärme und Schatten haben. - Die halten lange, dazu in den letzten Jahren auch viele Proteas, welche man in den mittleren Zonen der Insel auch sehr gut pflanzen kann und dann natürlich das gesamte Repertoire der kenianisch/holländischen Blumengilde, welche rund um den Globus Blütenträume erfüllt. - Wichtig ist, dass am Dienstag die Gräber geschmückt sind, wobei das mit Grab bei uns ein bisschen übertrieben scheint, da die allermeisten Verstorbenen in heimeligen Plattenbausiedlungen auf einem guten Quadratmeter dauern. - Man kann also nur das bisschen Außenfläche schmücken, vielleicht 70 x 70 Zentimeter, aber die Kunst des inflationären Gebrauchs an Blumen zu Allerheiligen, die scheint hier breite Wurzeln geschlagen zu haben.

Rund um Allerheiligen, hier "Todos los Santos", was genau das gleiche heißt, kann man dann auch ganz einfach feststellen, welche Grabstelle denn keine Angehörigen mehr im nahen Umfeld hat. Wobei es auch durchaus üblich ist, eine verwaiste Grabstelle mit zu schmücken, besonders wenn diese eben nahe des eigenen Geltungsbereichs der Grabesethik liegt. - Natürlich nicht so aufwendig wie die von Muttern, die Hierarchie der Trauer scheint eine sehr wichtige Eigenschaft von uns Menschen zu sein. - Man kann es morbide nennen, am 1. November mit dem Fotoapparat durch die Friedhöfe hier zu streifen, allerdings kann ich es nur empfehlen. Manch ein Verstorbener hat in seinem ganzen Leben noch nie so viele Blumen gesehen, also kann man den Punkt auch gleich noch abhaken. - Was inzwischen wieder völlig out ist, das sind Kunststoffblumen. - Gott, oder wem auch immer, sei Dank. - Mit dem beginnenden Einsatz von, früher denn 99er Läden, später chinesischen Riesencentern, sah es ein paar Jahre lang aus, als könne eine breite Plastifizierung alle Grabstellen zu Industriedenkmälern machen. - Gut, man sieht immer noch ein paar Plastikbestecke, aber wenige und die Verachtung aller Grabschmücker lässt diese meist auch ohne Sonne schmelzen.

Vor Allerheiligen hat man, (wenn ich den "man" mal erwische) dann ja auch das Halloween-Fest gesetzt. Wobei ich dahinter genau die gleichen Werbefuzzies vermute, wie bei der Misshandlung, Entführung und Nötigung des Nikolaus zum Santa Claus. - Nicht wirklich gemeindeübergreifend feiert man diesen Kulturmigranten, eigentlich feiern nur ein paar junge Leute, oder diejenigen, welche denen was verkaufen wollen, und hinten raus kommen dabei meistens kleine Saufereien und Missverständnisse. - So beklagt man sich nun in der Hauptstadt, wie übrigens jedes Jahr, seitdem irgendjemand Hallo Wien hier auf der Insel gerufen hat, über Vandalismus rund um die Plaza Santo Domingo, und in der Presse kann man dazu Geschichten lesen, aus denen man glauben könnte, das Ganze sei in Aleppo geschehen. - Zwei Türen verbogen, ein paar Scheiben kaputt und schon versinkt das Abendland in Süßigkeiten und billigem Fusel und man ruft nach der Polizei. - Wobei mir dabei eigentlich immer der Ruf nach den Eltern im Halse liegt, wenn wieder mal darüber berichtet wird, wie Mitglieder unserer Brut beim uns Imitieren dann doch über die Stränge schlagen. - Natürlich nicht die eigenen, nie, das verspreche ich mir sogar öffentlich!

Halloween gab es hier nicht, auch wenn man dagegen heute ein Fest wieder hervorholt, welches sich "Finaos" nennt. - Eigentlich "Finados", aber das letzte "d" hat die Kanarität geschluckt, genau so wie beim "Bejenao". - Ein "Finao" ist ein "Geendeter", also Toter. - Es lief ähnlich ab wie "Süßes oder Saures", wobei man religiöser erzogen fragte, ob es denn Heilige im Hause gäbe. - Selbstverständlich gibt es die, wer wagt es denn, so etwas zu verneinen! Außer mir natürlich. - Als Belohnung bekam man Mandeln, Kastanien und Feigen, und wenn der Beutel dann voll war, dann zog man nach Hause und präsentierte seine Beute der Familie. - Ob nun die keltische Variante, inzwischen ausgebaut zum Milliardengeschäft, die eigentliche Urheberschaft für an die Tür klopfen, bescheuerte Fragen stellen, und dann Karies und Diabetes zu riskieren das einzige Original ist, oder für uns Traditionsbewahrer natürlich nur die autochthone Variante gelten darf, das muss ich aus Unwissenheit einfach offen lassen. - Für uns ganz privat hat der Tag ja sowieso eine ganz andere Bedeutung, bei uns ist das ein Geburtstag in der Familie, und kein Todestag.

Ganz pragmatisch kann man sich auch dieses Jahre wieder eine wunderbare "Totenbrücke" bauen, also den Feiertag als Anker für einen kleinen Urlaub nutzen. - Das merkt man dann auch immer an den Preisen für die Flüge zwischen den Insel, wo eine Brücke droht, da gibt es keine Sonderpreise. Nur noch Weihnachten und die Tage vor den "Indianos" ist die lokale "Binter" ungnädiger mit der Preisgestaltung, als am ersten möglichen Brückentag. - Seit dem viele hier virtuell die reelle Krise verlassen haben, sind solche kleinen Verreisungen wieder extrem beliebt, allerdings geht das dabei eher von kleiner Insel auf eine Große, und die Hotels in den einschlägigen Zentren wie Playa del Inglés oder Maspalomas arbeiten kräftige overbookings ab. Man gönnt sich wieder was, was genau denn, das wissen wir zwar noch nicht, aber seit dem der Mann von der Bank wieder anruft und was von auferstandener Kreditwürdigkeit spricht…

Vom fröhlichen Hin- und Herfliegen leben ja gleich mehrere Branchen und hier auf den Kanaren ist der internationale Tourismus Brotvertreib. - Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob man Broterwerb und Zeitvertreib so zusammensetzen kann, aber die Korrekturfunktion hat bei mir ja schon vor Jahren aufgegeben, also lassen wir das mal so stehen. - Nun beginnt wieder der Winterflugplan und man kann gut dabei erkennen, dass La Palma voll werden könnte und wohl werden wird, diese Wintersaison. - Eine bunte Mischung aus La Palma Kennern, welche das Mehrangebot an Fliegern gerne wahrnehmen und dazu neue Besucher aus bislang für uns unbekannten Provenienzen. Bei denen hat man allerdings immer ein bisschen die Sorge, dass die vielleicht gar nicht wissen, oder es man denen nicht erzählt hat, dass wir selber wegfliegen, auf eine andere Kanareninsel, wenn wir Sonne- und Strandurlaub machen wollen. - Auch der Sommerflugplan für das kommende Jahr nimmt langsam so etwas wie Gestalt an, allerdings fehlt als Hüfthalter immer noch die Air Berlin, wobei wir ja nicht wirklich wissen, ob denen die Air bis dahin nicht ausgegangen ist.





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