Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Oktober 2016




Samstag 01.10.2016
Höchsttemperatur heute 22,6 Grad - niedrigste Temperatur 18,3 Grad

Wirres und zusammenhangloses Zeug, oder eigentlich nur wirr
Kein Regen im Oktobermond


Vielleicht hätte unser Inselpräsident bei der Audienz mit dem Erzengel Michael am vergangenen Donnerstag doch mal über das Wetter reden sollen. - Ich hatte ja gestern bereits über das wichtige Datum gesprochen. "Luna de Octubre" ist heute, und vormittags schien die Sonne, jetzt ist der Himmel bewölkt, wenig Wind, und nachts war es zu kalt für diese Jahreszeit. - Geht das nun wirklich ein halbes Jahr lang so weiter, dann sollte sich ein Teil der Vegetation auf der Westseite schon mal eine Fluchtroute überlegen. - Allerdings haben wir ja diesen Monat auch noch die Chance auf einen zweiten Neumond. Endes des Monats, oder will man eine ganz alte Diskussion wieder aufkommen lassen, welche plötzlich den Vollmond als kanarischen Siebenschläfer ausweisen will? - Nun habe ich mal ein bisschen zurückgeblättert, im eigenen Kalenderblatt und ich konnte nur im Mai an drei Tagen Tiefdruck nachlesen, zwischen 8. und 10. Mai und davor zuletzt im Oktober vergangenen Jahres. - Wir verstehen Tiefdruck bei Werten ab unter 1013 Hektopascal und wenn wir mal die kleine Episode im Mai dieses Jahres als meteorologischen "Outtake" werten, dann herrscht bei uns seit nunmehr einem Jahr ununterbrochen Hochdruck.

So kann es natürlich bei uns nicht regnen. Das große, nordatlantische Hoch schiebt alle leckeren Tiefs so weit in den Norden, dass diese uns nicht erreichen. Also gibt es Niederschläge auf La Palma und den anderen Kanareninseln nur durch den Passat, und dabei eben nur an den bergigen und dem Osten und Norden zugewandten Seiten. - Das bedeutet allerdings natürlich nicht, dass die Inseln austrocknen und wir bald Wasser importieren müssten. - Keineswegs, wer so etwas schreibt oder malt, der will wohl selber Wasser verkaufen. Aber das viele Wasser, welches eben die intensive Landwirtschaft verbraucht, und hier eben besonders die Bananen, die zum Großteil genau in den Trockenregionen des Westens wegen der höheren Temperaturen stehen, das wird knapper und dadurch sicher viel teurer. - So bedrohen die hohen Wasserkosten heute schon besonders die kleineren Betriebe, da diese verhältnismäßig höhere Anschlusskosten haben als Großbetriebe. Sollte das Wasser noch teurer werden, dann könnten die Veränderungen durch eine Verlagerung der Haupteinnahmequellen der Insel größere Auswirkungen auf die gesellschaftliche Entwicklung haben, als das knappe Wasser selbst.

Wir sollten also weniger Angst davon haben, dass die Mandelblüte im kommenden Frühling nicht so prächtig daherkommt, viel schwerer würde eben wiegen, wenn durch das teurere Wasser unsere Haupteinnahmequelle der Inselvolkswirtschaft zum Erliegen kommt. Sollten nur noch ein paar Großkopferte, hier "Caziques" genannt, durch geschicktes Ausnutzen von Konzentration der Produktion und gekonntes Nutzen europäischer Hilfen den Bananenmarkt beherrschen, dann würde das zu einer drastischen Ausdünnung unserer Mittelschicht führen. Oder noch schlimmer, die Bananenproduktion wäre dann komplett verloren und man müsste ganz auf die Schnelle neue Einkommensquellen schaffen. - Klug wäre halt gewesen, bereits vor 25 Jahren eine Strukturreform einzuleiten, welche dann ja auch langsam daherkommen könnte, weil man ja Zeit hat, wenn man die Dinge früh genug angeht. Eigentlich wissen wir es ja, sogar schon länger noch als die 25 Jahre, und nun könnte sich ein neues Szenario abzeichnen, welches man eigentlich eher von der Marketingfront und eventuell gestrichenen Subventionen erwartet hatte. Sollte nun aber das Wetter, durch das dämliche Dauergrinsen des Azorenhochs einen Strukturwandel ohne Bananen notwendig machen, dann sollten wir ganz schnell alle Heiligen zur Notprozession aus den Kirchen treiben.

Auf der anderen Seite schlagen dann ja meist die berühmten Selbstheilungskräfte des Marktes zurück. Ketzerischer gesagt, der Kapitalismus ernährt immer eine, für ihn ausreichende Anzahl an Produktionseinheiten, irgendwer muss das Geld doch verdienen gehen. - Auf La Palma übersetzt, würde das Wasser dann wieder so viel billiger werden, dass die Bananenproduktion sich wieder lohnt, weil die berühmten Wasserbarone der Insel nicht so blöd wären, ihre eigenen, und fast einzigen Kunden, verdursten zu lassen. - Früher sagte man immer, die eigentliche Prüfung für einen Kommunisten kommt mit dem persönlichen wirtschaftlichen Erfolg, heute wissen wir, der Kapitalismus hat längst gewonnen. Wir murmeln unseren stolzen Protest nur noch in meist unverständlichen Phrasen, während wir ängstlich die Steigbügel unseres Ernährers halten. - Und das alles, weil es ein paar Monate nicht geregnet hat? - Nein, weil Samstag ist, ich den ganzen Vormittag mit Leuten diskutiert habe, die von Bananen und Ferienhäusern leben. Also mit beiden wirtschaftlichen Füßen arbeiten und so der Insel ihre Zukunft abzutrotzen versuchen. - Es regnet nicht, die Steuererklärung ist fällig, die Kinder sind nicht da, mein Arzttermin wurde verschoben und irgendjemand hat das Licht im Bad über dem Spiegel angelassen Nacht, und so war das Erste, was ich heute Morgen gesehen habe, ein alter Mann. - Das muss doch schlechte Laune machen und dann fällt mir immer wieder ein alter bayrischer, vielleicht sogar katholischer Rettungsspruch ein: Herrgott lass es Abend werden, Morgen wird´s von selber!






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