Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Oktober 2016




Donnerstag 27.10.2016
Höchsttemperatur heute 22,2 Grad - niedrigste Temperatur 17,1 Grad

Paradigma wechsle dich
Bananen anders herum gebogen und Elisabeth stampft mit dem nassen Fuß auf


Sagen Sie bloß, ich hätte Sie nicht gewarnt vor Elisabeth! - Sie erinnern sich: Eigentlich! - Ich reite jetzt nicht mehr länger auf der Namensverwandtschaft mit meiner Mutter herum, das ist abgekaut. - Aber dennoch können wir jetzt ein nicht ganz so altes Vorurteil bestätigt bekommen welches sagt: Bei kurzfristigen Wettervorhersagen sind die nationalen Kollegen besser, als deren Onkel aus Amerika. - Für die meisten Starkamateure aus dem meteorologischen Beobachtermilieu ist ja das Global Forecast System so etwas wie Ulli Hoeneß für Steuerwurstbrater und Berater. Die allermeisten Webseiten über das Wetter, welche gerade in den letzten Monaten wie Frösche aus dem Teich springen, basieren ja auch auf deren Rechenbeispielen. - Und in der Tat, es begeistert, mit welcher mathematischen Nonchalance die 14 Tage das Wetter auf kleinstem Raum vorhersagen. - Die nationalen Kollegen trauen sich das nicht, verstecken sich hinter Aussagen wie "unseriös", oder mit zu viel Fehlerquoten behaftet. Wenn es aber dann darum geht, ob Elisabeth in den nächsten ein oder zwei Tagen hier oder da ihr Beinchen hebt, um ihren Beitrag zum Wetterhaushalt der Inseln zu bringen, da sind die nationalen Kollegen wiederum den Überseekollegen voraus. - Die hatten nämlich keine weiteren Niederschläge aus Elisabeths Gnade verkündet, die vom AEMET allerdings schon, also wie heißt dann die zukünftige Aussage: Langfristig geht der Blick nach Amerika, für das Morgen bleiben wir im Haus. Denkt man zurück an die Jahrhunderte der Migration auf die drübschere Seite des Atlantiks, dann ist das immer schon ein Thema für unsere Inseln. - Wie geht es mit dem Wetter weiter: Hatte ich Ihnen eigentlich schon erzählt, dass meine Mutter ein ganz zäher Knochen war? - Auf jeden Fall ist auch morgen in Spanien wieder Agfacolor-Wetter und ab Wochenende spätestens auch alles wieder in Farbe…

Also zum Paradigmenwechsel, und da sind eben die Bananenbieger unterwegs, und dieses Mal anders herum. - Ich bin ja so froh, dass nicht es ich war, welcher die unpopuläre Entdeckung anspricht, die seit vielen Jahren eigentlich nur in einschlägig geschützter Atmosphäre, also in Kneipen weit ab des Bananengürtels der Insel, gehandelt wird. - Der Tourismus trägt auf La Palma mehr zum (Brutto)Inselprodukt bei, als die Bananen. - Ich lasse den Satz nun erst einmal stehen, mal sehen, ob der sich gleich wieder von selbst löscht, bleicht, oder mit einem schwarzen Balken daherkommt, denn bislang galt: La Palma, alles Banane, keine Diskussion, und dann ein bisschen Tourismus, um das krumme Ding abzurunden. - Daran wollte niemand rütteln, seit Jahrzehnten nicht, warum auch, dem Tourismus geht es nicht besser, wenn es den Bananen schlecht geht, im Gegenteil, sorgt doch das Einkommen aus dem Bananenanbau auch als hervorragendes Gegengewicht dafür, dass diese Insel sich massentouristischen Globalisationswohltaten bislang nicht unterordnen musste. - Eher unterordnen musste man sich der Diskussion um die Bananen, deren Subventionen und gerechte Verteilung des daraus gewonnenen Mehrwerts, und darüber hinaus immer mal wieder der Wappenfrucht unserer Insel huldigen, und alles ist gut.

Wer nun daran rüttelt, das sind die, von mir bereits gerügten Kollegen der ""Cátedra de Turismo CajaCanarias - Ashotel - Universidad de La Laguna". Diese, Wissen schaffenden Leute, wurden eben von den schon im Titel genannten und weiteren Teilen des touristischen Sektors hier auf der Insel beauftragt, wissenschaftlich geordnete und zitierbare Argumente zu liefern, warum wir deutlich mehr touristische Infrastruktur brauchen. - Es geht dabei um die Änderungen der Gesetze 6/2002 (Islas Verdes) und des kommenden Ley del Suelo Canario, welche beide den Bau eben dieser Infrastrukturen, und dabei sind vor allem Hotels und auch die Golfplätze gemeint, möglich machen sollen und sogar vorantreiben. - Grundsätzlich haben die Recht, der Tourismus auf La Palma generiert sogar noch deutlich mehr Inseleinkommen, als in deren Rechnung angegeben ist, da auch sie nicht in der Lage sind und waren, den auf La Palma extrem starken Individualtourismus statistisch zu erfassen. - Das gelang noch nie umfassend, solche Gäste, und das sind viele, die geraten oft überhaupt nicht ins touristische Zählwerk, geben aber ein Vielfaches dessen pro Tag in der besuchten Region, also hier auf der Insel aus, als das ein durchaus messbarer Pauschaltourist macht. - Auf der anderen Seite argumentiert man mit dem extrem geringen Platzverbrauch des Tourismus auf der Insel und nennt dabei ganze 4 Quadratkilometer an touristisch genutzter Fläche auf der Insel gegen 30 Quadratkilometer angebauter Bananen.

Dieser Vergleich ist allerdings unseriös, man nennt fast ausschließlich die beiden Zonen Los Cancajos und Puerto Naos, nicht aber die vielen Orte und Plätze auf der Insel, welche von den Gästen besucht werden und der eigentliche Grund sind, warum uns die Leute denn überhaupt besuchen kommen. - (Bananen sind nicht so mobil, die kommen erst "rum", wenn man sie abgeschnitten hat) - Nimmt man dann auch noch die geplanten Golfplätze hinzu, welche eben dann wieder möglich sein sollen, dann verdoppelt sich die genutzte Fläche gleich locker. - Das ist aber gar nicht der Punkt, dabei aufzurechnen, Bananen und Tourismus haben wenig Reibungspunkte, außer vielleicht die eintönige Landschaftsgestaltung unter Schutznetzen oder hinter Windschutzmauern, ansonsten sollten wir froh sein über jede Mark, Peseta und auch Euro, welche überhaupt auf diese Insel fließen, und diese schrullige Fiesta auf der kleinen Insel im Atlantik überhaupt erst möglich machen. - Der Tourismus auf der Insel hat sich ganz von selbst über die letzten 30 Jahre auf der Insel entwickelt, immer neben und mit, und meist auch im unaufdringlichen Schatten der Bananen, aber das doch letztendlich hervorragend. - Warum man nun dieses Thema nicht mehr als "mit", sondern als "gegen oder anstatt" führen will, das entpackt sich mir weder auf den ersten, noch auf den zweiten Blick und Griff.

Jetzt bricht nämlich eine unsägliche Diskussion los, in welcher man eigentlich nur Deckung nehmen kann. Vielleicht führt ja der Konsens vieler Leute, die sowohl Bananen, als auch ein oder zwei Ferienhäuschen haben dazu, dass man sich nun nicht gegenseitig Betten und Bananen an den heiß diskutierten Kopf wirft. - Diskussionen mit Landwirten, und ich komme auch aus einer solchen Familie, sind darüber hinaus sowieso nicht angebracht, und wenn man dann auch noch Zahlen, zwar elegant, aber willkürlich so benutzt, wie das nun mal Gefälligkeitsgutachten so an sich haben, dann fordert man damit auch einen eh schon gereizten Löwen heraus. - Ich bin gespannt, ob und wie die Politik sich zu dem, nun öffentlich exekutierten Tabu äußern wird, wobei wir ja heute das doppelte Glück haben, noch über das Wetter sprechen zu können, und über den erneuten Versuch, in Madrid eine Regierung zu bilden. - Ich weiß nicht, ob das schlau war von den Zugführern in Sachen touristischer Ausbau auf der Insel, sich gegen das gewaltige und auch gut organisierte Kollektiv der Bananenbauern zu stellen. Ein Miteinander auf einem Boot wäre doch eigentlich viel besser geeignet, einen fruchtbaren Inselkurs einzuschlagen. - Die Frage, Betten oder Bananen, die war schon vor dreißig Jahren bescheuert, ebenso die Aussage, dass man pro Quadratkilometer aus Urlaubsgästen mehr "BIP" (hier PIB, Producto Interno Bruto) herausholen kann, als mit Bananen. - Gerade wo wir hier auf der Insel immer noch das Nischenglück haben, unsere Besucher als Gäste begrüßen zu dürfen, und nicht als BIP, PIB oder gar PAXE ausschließlich in shareholderfreundlichen Zahlenkolonnen an "Touroperatoren" weiterreichen wollen. - Es ist wohl schon richtig, dass der Tourismus effizienter Einkommen generieren kann als die Landwirtschaft, aber eigentlich wollte es keiner wissen und darüber hinaus können wir nicht mal langfristig auf das Einkommen durch die Bananen verzichten. - Si tacuisses…





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