Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Oktober 2016




Mittwoch 05.10.2016
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Sozialistendämmerung
und andere Dinge, die uns as Licht rauben.


Die Daten vom Arbeitsmarkt sind weiter gut, seit Oktober 2013 sinkt die Zahl der Arbeitslosen in Spanien kontinuierlich, auch wenn ab und zu in den Schlagzeilen bestimmter Zeitungen das Gegenteil steht. - Es kommt eben darauf an, wie man an diese Zahlen herangeht und ich denke es ist korrekt, wenn man sich an den Vergleichszahlen des Vorjahres orientiert, und nicht des vergangenen Monats im gleichen Jahr. - Saisonbereinigt nennt man das auch manchmal, und im September steigt die Zahl der Arbeitslosen in Spanien gegenüber August immer an, da eben die touristische Urlaubssaison vorbei ist und viele Verträge in den einschlägigen Branchen auslaufen. - Gegenüber September 2015 allerdings sind es 373.745 Arbeitslose weniger, das sind fast 10% und Mariano Rajoys Lieblingszahl lautet 1.319.825. Genau so viele Arbeitslose gibt es landesweit nach der Statistik der "SEPE" (Servicio Público de Empleo Estatal - Arbeitsagentur) weniger, als noch im Februar 2013, als man mit mehr als 5 Millionen Arbeitslosen einen traurigen Rekord einfahren musste. - Jetzt, also für September 2016 werden 3.720.297 Menschen ohne Arbeit in der gleichen Auswertung gezählt und wenn man vergleichen will, Spanien hat etwas mehr als halb so viele Einwohner wie Deutschland, also bleibt hier noch viel zu tun übrig.

Es bleibt ein weiteres und großes Problem übrig in Sachen Arbeitsmarkt. Nur etwa 10% der abgeschlossenen Verträge zwischen Arbeitgebern- und Nehmern sind unbefristet. Zum Teil werden solche Verträge gar tagesweise ausgestellt, oder für eine Woche, oder einen Monat. - Hier wird von vielen Seiten seit langer Zeit bereits eine Arbeitsmarktreform eingefordert, interessanterweise von Gewerkschaften wie Arbeitgeberverbänden gleichermaßen, man kann sich allerdings vorstellen, dass beide Ansichten komplett konträre Lösungsvorschläge enthalten. - Erstaunlicherweise hält der Abwärtstrend bei der Zahl der Arbeitslosen in Spanien auch unter den jetzt herrschenden Bedingungen weiter an, obwohl wir seit dem Dezember 2015 nur noch eine geschäftsführende Regierung haben und keine Kartoffel, weder heiße, noch lauwarme, angefasst werden. - Spötter witzeln nun schon, besser ginge es Spanien seit über einem Jahrzehnt nicht, seit dem wir ohne Regierung sind, sinkt die Zahl der Arbeitslosen so kräftig wie nie zuvor. - Man muss das Zufall nennen, wir alle kennen die Umstände, geringe oder keine Zinsen, günstiger Ölpreis, Tourismusboom und schon geht es einem Land wie Spanien besser, und, Sarkasmusmodus an: Kein Politiker schraubt daran herum und macht das wieder kaputt, also wäre es doch das Beste, wir würden weiter ohne Regierung bleiben.

Das trifft natürlich nicht zu, ganz dringend müssen viele Aufgaben gelöst werden und auch der "Rest" Europas schaut inzwischen auf uns und unsere Schuldenpolitik und erwartet Antworten darauf. - Und hier ist nun Bewegung ins Spiel gekommen, nachdem sich ein Parteienquartett mit regionalen "Blattläusen" (Notenwender) bei bereits zwei Wahlversuchen Patt geliefert haben. - Zweimal links, PSOE und Podemos, zweimal rechts/liberal PP und Ciudadanos und eben dann die regionalen Gruppierungen aus dem Baskenland und Katalonien, welche bislang nicht genügend Gewicht hatten, einem Bündnis aus zwei Parteien eine Mehrheit zu verschaffen. - Nun aber zieht die PSOE die Konsequenzen, auch aus der Wahlniederlage der Regionalwahlen in Galizien und putscht ihren Generalsekretär aus dem Weg. - Pedro Sánchez, der als smarter Beau angetreten war, das neue Gesicht eines modernen Sozialismus zu sein, wird wohl Sekretärsopfer. Zum Bauern taugt er ja nicht, und Ziel der putschenden Parteikollegen wäre die Duldung einer Minderheitsregierung der PP unter Mariano Rajoy, zusammen mit den Liberalen der Ciudadanos-Bewegung unter Albert Rivera. - Erst kommt das Land, dann die Partei, so ruft die taffe Susana Díaz aus Andalusien aus und könnte neue Frontfrau der Sozis werden. Allerdings sagt eine andere Hälfte der Partei, wir haben nicht Mariano Rajoy gewählt, sondern einen Regierungswechsel und es ist noch überhaupt nicht abzusehen, ob die PSOE bei der nächsten Abstimmung mit einer Stimme sprechen wird. - Das spanische Parteienwunder, welches ich zumindest nicht erklären kann, vielleicht hat es aber doch mit einer masochistischen Grundtendenz zu tun, warum sich die Wähler das antun. - Die PP tapst von Skandal zu Skandal und wird dennoch immer stärker, die PSOE versucht Saltos, Pirouetten, Pilates und Tabula rasa, verliert aber weiter an Unterstützung und muss vor eventuellen dritten Parlamentswahlen in einem Jahr schnell was machen, da sonst sogar das Abrutschen noch hinter die Linkspopulisten von Podemos droht.

Es geht halt längst nicht mehr um politische Farbenlehre. Auch die Richtungen verschwimmen immer mehr, wenn die Linke nicht mehr weiß, wo die Rechte überhaupt ist, dann braucht man keine Ideologen mehr, sondern einen Passepartout als Kompass und Überzeugungskraft. Dann stecken wir plötzlich mitten im Populismus und der lässt sich bekanntermaßen mit jeglicher Farbe auch jeder Richtung gut gebrauchen und steuern. - Was man also plant: PP und Ciudadanos stellen sich erneut zur Wahl, die PSOE enthält sich der Stimmen, Mariano Rajoy wird erneut Regierungspräsident und raucht sich und seine Partei allerdings bald auf, da er in Minderheit nun ein Kabinett führen will. - Allerdings rechnen die Linken immer nicht mit den eigenen Selbstzerstörungskräften. Auch Podemos steht vor einer inneren Zerreißprobe, Realos gegen Fundis, also ein bisschen Tsipras gegen Varofakis, und Gewinner in einem Minderheitskabinett könnten dann plötzlich wieder die Regionalisten sein. Die nennen sich in Spanien übrigens Nationalisten, weil die großen Parteien plötzlich wieder jede Stimme brauchen, und somit es wieder keiner wagt, den überkandidelten Landesfürsten mit übersteigertem Autonomiewünschen einen Zacken aus der Krone zu brechen.

Auf La Palma meldet man auch erfreuliche Zahlen in Sachen Arbeitslose, allerdings läuft das nicht ganz parallel zu den nationalen Zahlen. Noch größer ist die Überraschung, wenn wir uns mal die Statistik ansehen die uns zeigt, in welchen Sektoren es denn die größten Veränderungen gegeben hat. Also wundern wir uns: Im Gastgewerbe gab es sogar einen kleinen Zuwachs bei der Zahl der Arbeitslosen und hier hätte man doch gerade angesichts der rapide ansteigenden Gästezahlen ein anderes Ergebnis erwarten müssen. - Dafür sehen wir eine deutliche Verbesserung in Sachen Bauwesen, Industrie (wo eigentlich) Handel und sogar Landwirtschaft, also lässt sich ein deutliches Ansteigen der Gästezahlen auf der Insel nicht in der Statistik der Arbeitslosenzahlen direkt ablesen. - Vielleicht aber als sekundäres Ereignis, die Leute in der Gastronomie und Hotellerie machen jetzt so viele Überstunden und geben dieses Geld auf dem Bau und im Handel aus? - OK, ich backe mir einen Aufschwung: Man nehme Zuversicht, Statistiken aus wohl bekannter Quelle, und seit dem der öffentliche Gesundheitsdienst sogar rosarote Brillen gratis verteilt, geht das fast von ganz alleine. - Alles wird gut, und natürlich immer besser, und irgendwann kommt das vielleicht sogar beim Volk an…






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