Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell Oktober 2016




Dienstag 11.10.2016
Höchsttemperatur heute 25,4 Grad - niedrigste Temperatur 17,6 Grad

Vorsicht, vermehrter Winzerwechsel, sehr langes Wochenende
und der Feiertag mit den vielen Fragezeichen


Der morgige Feiertag überrascht meist alle ausländischen Mitbürger oder Besucher, klar, woher sollen die denn auch wissen, dass morgen der spanische Nationalfeiertag ist. - Am 12. Oktober Tag soll Christopher Columbus, hier Cristóbal Colón, eine folgenschwere Entdeckung gemacht haben, an der die Welt bis heute noch zu trumpen hat. - Manch einer wünscht sich ja, der flotte Genueser im Dienst des spanischen Königshauses hätte wirklich lieber eine Abkürzung nach Indien gefunden, als das, was damals noch als Neue Welt glänzte. - Nun ist die Entdeckung Amerikas alleine noch kein tragischer Unfall, das hätte heute jedem passieren können mit GPS, aber was dann darauf hin dort geschah, das schreibt die Geschichte in vielen, leider meist blutigen Zeilen. - Man könnte ja nun sagen, das ist doch alles lange her und nun ist Schluss mit Sündenerhaltung und Aufklärung, es will doch eh keiner mehr wissen, was in den Jahrhunderten während der Kolonialisierung dort geschah. - Schwierig wird es aber mit den weiteren Namen für dieses Fest, die allerdings heute kaum mehr benutzt werden.

Früher, als alles anders, und das meiste sehr katholisch war, sagte man auch "Día de la Raza" zu diesem Tag und meinte damit die überlegene Rasse der "Hispanen", welche dem gesamten südamerikanischen Kontinent mehr als seinen Stempel aufgedrückt hat. - Ein kleiner, aber doch zaunpfahlwinkender Abklatsch davon ist übrig geblieben, das ist der Ausdruck "Día de la Hispanidad". - Da schwingt der Stolz schon noch mit über die "Spanisierung" Südamerikas, allerdings lässt man den holen Quatsch mit der Rasse längst außen vor. - Mehrere weitere Namen hat dieser Tag, auch "Día del Pilar" und bezeichnet damit die Schutzheilige aller spanischer Länder, die "Virgen de el Pilar". - Mit "aller spanischer Länder" meint man natürlich auch wieder die ehemaligen Kolonien, die sich aus pragmatischen, oder rein kirchlichen Gründen nicht von der Schutzpatronin der ehemaligen Regierungsmacht distanziert haben. - Die "Virgen de El Pilar" ist auch noch Schutzpatronin der Guardia Civil und deshalb nennt man diesen Tag, je nach Blickwinkel aus dem man guckt, auch "Día de la Guardia Civil". - Bei uns hat alles und jeder seinen Feiertag, und mancher dieser Tage muss auch gleich für mehrere Institutionen herhalten. - Das ist platzsparend und vernünftig und wer sich geschichtlich und kulturell überhaupt nicht für so etwas interessiert, der wird einfach morgen feststellen, dass die Läden zu sind und für die allermeisten Angestellten im Einzelhandel reicht das auch völlig als Erklärung aus, warum das denn ein Feiertag ist.

Und natürlich basteln wir uns eine Brücke draus, eine mutige Brücke, denn immerhin gilt es den Donnerstag und den Freitag zu überbrücken. Um daraus einen kleinen Urlaub zu machen muss der Schritt also groß werden, aber seit dem irgendwie die Meinung umgeht, man hätte der Krise nun die Vokale weggenommen, verreist man selbst auf unserem Archipel wieder mehr und häufiger. - Obwohl es oft regnet Mitte Oktober, aber meist sieht man ja den Regen hier nicht als negative Begleiterscheinung, kommt ja ohnehin selten genug vor, also hält das niemanden davon ab, ein Urlaubchen aus dem Fragezeichenfeiertag zu basteln. - Man merkt das mit dem häufigeren Reisen an der schlechten Verfügbarkeit von Flügen zwischen den Inseln, oder auch an den hohen Preisen. Die Marktwirtschaft regiert längst auch in den tiefsten Gefilden der nationalen Feiertage und in unserem Fall wäre auch Flixbus keine Lösung für den Verkehr zwischen den Inseln, und in solche Momenten merkt man halt immer wieder die Insellage besonders robust.

Der Martinstag ist auch hier der Tag des neuen Weines, allerdings kennt man das hier nicht mit der Gans, sondern bei uns hassen Schweine den Tag dieses Heiligen. - Aber zum Martinstag ist es noch eine Weile hin, aber der Wein bestimmt jetzt schon das Geschehen unter der Landbevölkerung der mittleren Zonen, da die Weinernte in dem meisten Regionen bereits abgeschlossen ist. - Nicht so in den hohen Regionen des Nordens, dort wird zum Teil sogar bis in den November hinein geerntet, was der Qualität überhaupt keinen Abbruch tut. Wenig Wein gibt es in diesem Jahr und das liegt nicht nur am Feuer, welches in den Zonen Tamanca, also Westseite zwischen El Paso und Fuencaliente zugeschlagen hat, sondern bemerkenswerter Weise auch am Mairegen liegt. - Da jammern wir den ganzen Winter über, es fehlt Regen, dann regnet es im Mai mehr, als in den fünf vorangegangenen Monaten zuvor, und wieder ist das nicht recht. - Der Regen kam für die Winzer viel zu spät, die Blätter längst da, auch die Blütenansätze und dann kommen mit dem späten Regen natürlich die Pilzkrankheiten, und vor allem der Mehltau. - Nach zwei Rekordernten hintereinander sollte es eigentlich die Winzer nicht zu hart treffen, zumal man ja die Keller noch voll hat vom 15er und bei den Roten auch noch 14er. - Aber Jammern gehört zum Geschäft, nicht nur in der Landwirtschaft und wer seine Reben im Feuer verloren hat, der muss neu anpflanzen und ein paar Jahre auf neuen Ertrag warten.

Ganz typisch für die jetzige Zeit und eben besonders um den Nationalfeiertage herum ist das, was man heute "Bodega-Hopping" nennen würde. - Die meisten Weinbauern verkaufen den Großteil ihrer Ernte an die Kooperativen und bekannten "Labels" wie Teneguia, Tamanca oder Vega Norte und machen keinen Wein mehr selber. - Oder aber kleine Mengen für den Haus- und Freundesgebrauch, oder auch für die kleine Kneipe, welche den losen Wein auch mal vom Nachbarn kauft. - Man hilft sich gegenseitig, mal erntet man die Reben des Einen, dann die des Anderen und auch werden die Keltern, also die Pressen gemeinsam genutzt, weil nicht jeder mehr solches Gerät in seiner privaten Bodega hat. - Und man muss, ganz wichtig, die alten Fässer herrichten um den neuen Wein aufnehmen zu können und dazu müssen natürlich die alten Fässer leer sein! - Das Ausrufezeichen reicht eigentlich schon, denn man hilft sich auch kollektiv nun den alten Wein zu vernichten und zwar auf peristaltischem Weg. - Beim Wein machen wird immer Wein getrunken und wenn Sie auf Ihrem Ausflug über die Insel sind, und es ist nicht Donnerstag und nicht Sonntag, sondern ein anderer Tag, und es stehen viele Autos am Straßenrand, meist Pickups mit leeren "Zamuros" (Tragebehälter aus Gummi oder modernen Kunststoffen), dann trifft sich dort gerade ein Kollektiv an Weinproduzenten zum Vernichten alten Weines. - Donnerstag und Sonntag sind das oft Jäger, aber an anderen Tagen ganz harmlose Gesellen, welche dann bereits ab Mittag so viel gepresst und vernichtet haben, dass man langsam und vorsichtig an diesen Gruppen vorbeifahren sollte. - Vermehrter Winzerwechsel auf unseren Landstraßen könnte man das nennen und falls Sie Wanderer sind, und von einer solchen Gruppe aufgefordert werden, beim Saubermachen und Entleeren der Fässer zu helfen, hinterlegen Sie irgendwo sichtbar ihre Anschrift und wann Sie spätestens zurückfliegen müssen. - Und sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!







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