Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell September 2016




Dienstag 13.09.2016
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Der Verdienst und das Verdienst
Bescheidenheit 2.0 oder Realitätsverlust


Nicht richtig ist, dass der kanarische Tourismusverband dem humorlosen Mann vom Bosporus die Verdienstmedaille 2016 verliehen hat. - Darum müssen wir uns auch gar nicht darum kümmern, ob es in diesem Fall das Verdienst wäre, oder der Verdienst, oder wie sich das auch prima ergibt, in unserem lustigen Kapitalkapitel, sowohl als auch. - Noch weniger richtig ist, dass kanarische Hoteliers nach jeder schlechten Meldung aus den Krisenregionen inzwischen Sektkorken knallen lassen. - Richtig ist aber wohl, dass man natürlich bei uns, auch auf La Palma, sehr gut die Auswirkungen der geopolitischen Situation in mit Spanien und den Kanaren konkurrierenden touristischen Destinationen merkt. - Auch richtig ist, dass es unser Verdienst ist. - Die Frage bleibt offen, ob es denn nur der Verdienst, was unbestritten ist, oder auch das Verdienst ist, welches wir uns hier an die Brust, oder sonst wo hin binden wollen, denn die Brieftasche ist ja bereits besetzt.

Das Wortspiel findet auf Spanisch nicht statt. Da es geht um "Ganancias" (Gewinne) oder um "Méritos" (Meriten - also das Verdienst) und unsere bescheidene Grundhaltung. Zumindest waren wir Epochen lang bekannt, bescheiden zu sein. Das würde uns eigentlich vorschreiben, uns nicht die Meriten für den touristischen Aufschwung, neben den Gewinnen, auch noch einzuheimsen. - Allerdings kennt die Tourismusrätin des Gobierno de Canarias, María Teresa Lorenzo, einmal dürfen Sie raten, welcher Partei sie angehört, da wenig Skrupel und nimmt beiderlei Geschlecht der Verdienste einfach für uns ein. - "Der Zuwachs der Zahlen im ausländischen Tourismus resultiert aus gut gemachter Arbeit und nicht aus der Umleitung von Gästen aus weniger stabilen Regionen. - OK, ziehen wir kleine Rundungen in Sachen ausschnittsweiser Zitierung ab, dennoch bleibt da als Kernaussage stehen, der Verdienst war auch das Verdienst und weil wir so super sind, kommen die Leute zu uns und nicht, weil man sich anderswo den Schädel einschlägt.

Ob das nur schlechter Stil ist, auch das können wir offen lassen, obwohl die Kanaren sich momentan überhaupt nicht im Wahlkampfmodus befinden. - Es stimmt halt einfach nicht und keiner würde auch sagen, unsere Tourismuswerbung sei schlecht, aber der allergrößte Teil des Zuwachs im internationalen Tourismus auf den Kanaren und in Spanien ist eben nur geliehen, weil Gäste und Reiseveranstalter halt in viele Regionen momentan nicht reisen wollen. - Realitätsverlust bei Politikern ist eigentlich Tagesgeschäft, wer regt sich noch darüber auf, die aktuelle Gefahr dabei besteht aber eben aus Sattheit und falscher Weichenstellung für die Zukunft. Hier muss man wohl über den kognitiven Leistungsstandard eines Regionalpolitikers hinaus wirken, sonst wird eines Tages aus dem Arabischen Frühling nicht nur der Kanarische Sommer, sondern dann könnte das auch die anderen Jahreszeiten noch auf den Plan rufen.

Für La Palma gilt die Warnung noch expliziter, da unsere Zuwachsraten im internationalen Tourismus die der anderen Inseln in diesem Jahr bei Weitem übersteigen. - Das ist aber einfach zu erklären. Wir waren in den letzten Jahren eigentlich im Sommer so gut wie nicht vorhanden, im internationalen Tourismusgeschäft, jetzt kommen wir zurück auf den Markt und erreichen dabei natürlich gewaltige prozentuelle Zuwächse. - Warum wir dabei auch "Spätentwickler" sind, unser touristisches Wachstum also nicht auch bereits 2011 begonnen hat, als bereits "Frühling in Arabien" herrschte, wie das auf den großen Kanarischen Inseln der Fall war? Das hat was mit unseren touristischen Fähigkeiten und Kapazitäten zu tun. - Erst als alle Betten und Arrangements auf Gran Canaria, Tenerife, Lanzarote und Fuerteventura abgeklappert waren, entsannen sich die Einkäufer der Reiseveranstalter darauf, dass es noch mehr Kanareninseln gibt. - Seit einem Jahr nun fliegen uns Kompanien und Destinationen an, welche wir kaum aussprechen können. Ich fürchte mal, auch viele der Urlauber, welche da den Maschinen lustig genannter Fluggesellschaften entsteigen, wissen gar nicht so recht den Unterschied zwischen Las Palmas und La Palma und eigentlich könnte uns das Schnuppe sein, weil es ja dennoch unser Verdienst ist, also der, und nicht das.

Da habe ich ja wieder geschickt die Kurve zum Titel bekommen und hier darf ich nun unsere lokale Tourismusrätin loben, denn die Inselkollegin Alicia Vanoostende bewertet den Aufschwung der Gästezahlen deutlich reeller, als deren regionale Kollegin. - In manchen Pressetexten verzichtet man ganz auf Analysen, warum denn plötzlich so viele Leute zu uns kommen. Aber gerade letzte Woche, auf einem öffentlichen Vortrag in Sachen neuer Tourismusgesetze zeigte sich Alicia wohl bewusst und äußerte klar die Erkenntnis, dass es eben wohl geopolitische Ursachen habe, warum La Palma jetzt so frequentiert wird. - Nicht nur, sondern auch und ich pflege noch hinzuzufügen, auch der vorherige Tourismusrat der Insel, Raúl Camacho hat gute Arbeit geleistet. Aber ich glaube wohl, dass das Verdienst am Aufschwung aus eigener Kraft sich ziemlich zart ausnimmt, gegen die globalen Umschichtungen in der Gästeverschickung.

Das Ganze als Chance betrachten und als Aufgabe, wobei ich jetzt mal die möglichen Wortspiele des Wortes Aufgabe weglassen möchte. - Jetzt haben wir die Möglichkeit, uns als guter Partner für viele Reiseveranstalter zu zeigen und auch einem Publikum, welches uns vor Jahren noch nicht einmal wahrgenommen hätte. - Jetzt dürfen wir halt nicht in den Wahnsinn verfallen zu glauben, das ginge immer so weiter, wir brauchen uns gar nicht mehr anzustrengen, sondern einfach mehr Hotelbetten aufzustellen, die Gäste kommen ja von ganz alleine. - Die Gäste und der Markt brauchen aber immer Gründe, warum man eine Destination besuchen. - Vielleicht, weil sie besonders schön und einzigartig ist, vielleicht auch, weil sie besonders billig ist, oder einfach, weil die Alternativen im Moment ausgegangen sind. - Die Alternativen kommen wieder, sicherlich. Nur billig zu sein, das darf man sich doch wirklich nicht wünschen und besonders schön und einzigartig, das sind wir und wenn wir aufmerksam genug mit den Wallungen globaler Veränderungen umgehen, dann suchen wir besser immer das Heil in der Nische, nicht in der Masse. - Verdienst ist schließlich nicht gleich Verdienst, aber man kann sich beides verdienen.






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