Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell September 2016




Donnerstag 08.09.2016
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Krisenknick in den Schulen
Führerschein und Arbeitsplatz


Die Schule ist wieder los. Für die allermeisten und so wird aus dem lockeren Sommergehopse wieder ein strikt disziplinierter Alltag. - Für einen Moment sicher, dann lässt die Anspannung wieder nach, aber während der Schulzeiten findet die Insel doch zu einem anderen Rhythmus, als an den Wochenenden oder gar Ferien. - Die morgendliche Schulrallye, bei uns ist man Helikoptereltern zwangsweise. Zumindest in den Unterstufen müssen die Kinder begleitet in die Schule kommen und abgeholt werden, sonst gibt´s was auf die öffentlich geführte Sozialkompetenz. - Neunzehn Jahre meines Lebens habe ich mit dem "Big Yellow Taxi" meine Kinder morgens in die diversen Schulen gefahren, auch wenn die zum Teil nicht mal ein Kilometer weit weg waren. - Zu unserer und besonders meiner Ehrenrettung, es ist ganz steil hier bei uns, wenn man nach El Paso will und es war meinen beiden Prinzessinnen natürlich nicht zuzumuten, morgens bereits nach einem steilen Schulweg schwitzend in die höheren Bildungseinrichtungen zu gehen. - Im Klartext, ich war gerne der beste Kumpel meiner Töchter, denn ich hätte ja mit gutem Beispiel voran morgens den Berg hochlaufen müssen, also ab ins hauseigene Taxi, dafür ist der Brummer doch da. - Und mittags wieder abholen, gut, nicht immer, sollte die Arbeit das zeitlich nicht zulassen, dann mussten die Damen schon zu Fuß nach Hause laufen.

Wenn Hunderte von, eigentlich noch schlafenden Eltern, meist Mütter, morgens ihre Brut vor der Schule aus dem Auto abladen wollen, dann führt das drei Minuten vor Acht bis fünf nach Acht zu leicht katastrophalen Zuständen vor den Schulen. - Eigentlich passen da vier Autos nebeneinander, auch noch mit offenen Türen, aber palmerische Mütter sind in der Lage, mit einem Auto mehr als vier Fahrspuren gleichzeitig zu blockieren. Es geht ja darum, die Brut nicht nur aus dem Auto zu lassen, sondern ihr noch den Rotz aus der Nase zu wischen, den Schulranzen im Auto zu packen, die Haare zu kämmen, siebzehneinhalb Küsse auf alle Gesichtspartien zu geben. Alles das, währen andere 45 Autos darauf warten, von der meistbefahren Straßen der Insel endlich auf den Schulparkplatz abzubiegen, um dann mit der eigenen Brut ähnliche Riten zu vollziehen. - Wenn du jetzt hupst Papa, dann versaust du mir den ganzen Tag, das ist peinlich, warte doch einen Moment ab, das geht dann schon weiter. - Während ich meinem Kind erkläre, dass dort in vier Reihen mindestens zwanzig Autos gleichzeitig und zackig "Kindsentleerung" vollziehen könnten, geht es endlich weiter, aber nur einen halben Meter, weil nun genau vor uns die nächste Übermutter beschlossen hat, mitten in der Einfahrt zum Parkplatz ihr Kind auch bereits aussteigen zu lassen.

Ganz emphatische Leute mögen nun eine gewisse passive Unausgeglichenheit meines Seelenfriedens zu morgendlicher Zeit vernommen haben. - Ich muss zugeben, es gibt andere Situationen im Alltag, da fällt mir mein, nicht so locker abzulegender deutscher Rucksack einfacher. Aber irgendwann ist die Schule ja vorbei und bis die Enkel in die Lehranstalten zu bringen sind, habe ich vielleicht gelernt, den Rucksack leichter zu schnüren. - Wobei, ich habe darüber mit anderen Vätern geredet, die haben übrigens das Gleiche gesagt, wie sie dieses morgendliche Ritual vor der Schule gehasst haben. Aber man trägt das bereits im Leben als Fegefeuer aus, dann wird das später, wenn man getragen wird, alles viel einfacher. - Manchmal, wenn man Glück hat, dann fällt das auch bereits noch zu physischer Lebenszeit auf einen zurück. Außer Bafög-Bescheiden und Raten fürs erste Auto, so wie man überhaupt so viel zurückbekommt, wenn man Kinder so groß zieht, dass die einen in allen Hinsichten eines Tages überragen. - Hat das nun auch wieder was mit der berühmten abendländischen Kultur zu tun, die jetzt nicht mehr am Hindukusch, sondern in Burkini Faso verteidigt werden muss. Sie wissen schon, wegen des passiv-aggressiven traditionellen Badegewandes von dort, welches einem am Strand den Tag noch vor dem Abendland versaut.

Inzwischen haben beide Prinzessinnen den Führerschein. Die Eine bereits seit über einem Jahr, die Andere bereits seit über einem Tag, also bitte vorsichtig auf den Straßen. - Nicht, wegen meiner Tochter, die fährt passiv-unaggressiv Auto, sondern wegen meiner, vor Stolz verbreiterten Brust und dem dicken Auto drum herum, welches an solchen Tagen noch viel größer erscheint, als es überhaupt schon ist. - Aber "Big Yellow Taxi" ist jetzt nur noch big und yellow und darf noch vor seinem Herrchen aufs Altenteil. - Dann hat das andere Kind auch noch ein Arbeitsangebot aus einer Stadt, die fast am Balkan liegt erhalten. Läuft bei uns, sagt man in einer anderen Generation dazu. - Das würde aber auch bedeuten, dass der Typ mit dem Fegefeuer doch Recht gehabt hat, manchmal erlebt man es noch.

Eigentlich wollte ich über die Schule und den Krisenknick schreiben, aber mir ist irgendwie die Tastatur verrutscht. - Krisenknick kommt nach dem Pillenknick und in unserem Land haben nach dem, vermaledeiten Jahr 2008, ganz viele junge Paare beschlossen, plötzlich keine Kinder mehr bekommen zu wollen. - Klar, aus wirtschaftlichen Sorgen, und das merkt man nun in diesem Jahr erstmalig an der Zahl der Schüler. - 3.000 Schüler fehlen dem kanarische Bildungssystem in diesem Jahr. - Das ist zwar nur ein Prozent weniger an Schülern, als im vergangenen Jahr, aber eben doch ein Rückgang, der bislang noch nicht da war und die Rückgänge werden ausschließlich in den Einsteigerklassen verzeichnet. - Gleichzeitig kommen nicht mehr so viele Immigranten auf die Inseln, welche bislang auch die Schulen mit gefüllt haben, also sollte es in diesem Jahr weniger Gedränge morgens geben, wenn man seine Lendenpracht zur kognitiven Trainingseinrichtung fährt. - OK, meinen Bildungsauftrag habe ich heute klar verfehlt, obwohl, hätten Sie gewusst, woher der Burkini eigentlich kommt…?






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