Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell September 2016




Freitag 09.09.2016
Höchsttemperatur heute 28,0 Grad - niedrigste Temperatur 22,0 Grad

Erst das Feuer, dann das Protokoll
Gesunder Menschenverstand, Lehrstunde aus Garafía


Viele von uns beschäftigt immer noch das große Feuer vor einem Monat, an dem übrigens immer noch gearbeitet wird und der offizielle Zustand "gelöscht", also "extingido" noch gar nicht ausgerufen wurde. - Es brennt zwar seit über einem Monat nicht mehr, aber immer noch arbeiten Gruppen des Umweltamtes und des Cabildo Insular in den Bergen, um eben Schäden des Feuers zu beseitigen und auch noch vereinzelte schwelende Brocken zu löschen. - Daher sind auch manche Wanderwege, wie auch die Vulkanroute zwischen El Pilar und Fuencaliente, weiterhin gesperrt. - Wurzelstücke können noch Monate nach einem Feuer unter der Erde weiterglühen, aber wenn wir uns die Großwetterlage ansehen, dann sollte eigentlich die kommenden Wochen keine Hitzewelle mehr auftauchen, welche erneut die Waldbrandgefahr deutlich erhöht. - Es ist zwar im Moment wieder wärmer geworden, aber die kommenden Tage verkünden Herbst, mit deutlich sinkenden Temperaturen und nächtlicher Feuchtigkeit und in den höheren Lagen der Ostseite nieselt es heute auch wieder bereits. - Mitte des Monats kann es dann noch mal wärmer werden, aber man spürt dann schon die dritte Jahreszeit und mit deutlichen Werten über die fünfunddreißig Grad ist wohl in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen.

Dennoch wollen wir die Möglichkeit von weiteren Waldbränden nicht gänzlich ausschließen, aber die große Gefahr durch die meteorologischen Bedingungen scheint für dieses Jahr zunächst mal erledigt. - Aber ich will erneut daran erinnern, am 3. August war es auch nicht heiß oder trocken. Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, es war der kälteste Tag im August und trotzdem ist uns ein kleines, lokales Feuer entwischt und hat sich zu einem Großbrand entwickelt, welcher schließlich auch das Leben eines Menschen gefordert hat. - Was dort zwischen verunglücktem Verbrennen von Toilettenpapier bis hin zum Übergreifen des Feuers dann auf die andere Straßenseite passiert ist, das weiß ich nicht und ich werde auch hier nicht alle Gerüchte wiederholen, oder neue hinzufügen. - Das ist Gegenstand von Untersuchungen und vielleicht erfahren wir ja eines Tages wirklich und belastbar, was da genau abgelaufen ist. Bis dahin gehören Parolen in die Kneipe und schnelle Schuldzuweisungen ins Klo. - Was wir wissen ist, dass ab einem gewissen Zeitraum, allerdings eben erst nachdem aus einem Brandherd ein Brand geworden ist, die gesamte Maschinerie und das Protokoll bewundernswert funktioniert haben und aufgrund von hervorragenden und fast übermenschlichen Leistungen es gelungen ist, das Feuer von allen Wohnsiedlungen fern, und die Schäden an Hab und Gut sehr gering zu halten. - Wäre da nicht der Unfalltod Frans zu beklagen und eben die ersten drei halben Stunden voller Fragezeichen, so könnte man die Brandbekämpfung Anfang August hier auf der Insel allein als vorbildlich und herausragend gut bezeichnen.

Heldenvermeidung wäre allerdings auch ein erstrebenswertes Ziel und dazu dienen uns meist unspektakuläre Vorfälle. Eben genau diejenigen, welche keinen Eintrag im Inselgeschichtsbuch erhalten, weil es eben gelungen ist, einen Brandherd so schnell zu bekämpfen, dass erst gar kein Großfeuer daraus entstanden ist. - Das geschieht viel öfter, als wir das überhaupt mitbekommen, da nicht mal mehr die Lokalpresse jeden Einsatz der Feuerwehren in die Öffentlichkeit bringt. Eine vermiedene Katastrophe ist eben keine Schlagzeile, so ticken wir halt mal und das mit der Hand an der eigenen Nase. - Ich hätte ja immer noch Lust, die Zeitung, "Was nicht passiert ist" zu schreiben und wenn ich erst mal in Rente bin, dann mache ich das vielleicht auch, weil ich dann keine Leser mehr brauche… Aber nun, immer noch in der emphatischen Hitze des jetzt erloschenen Feuers, oder vielleicht auch in Frans geistiger Wirbelschleppe, tauchen nun höchst simple und einfache Bemerkungen auf, welche beachtenswert interessant sind. - Beispiel bietet dafür der Brandherd von "La Mata" in der Gemeinde Garafía, welcher am 4. September in den Nachmittagsstunden alle wieder erschreckt hat.

Als die Hubschrauber löschen kamen, sowie die Polizei und andere Ordnungskräfte, war die größte Arbeit allerdings bereits erledigt. Nachbarn hatten sich bereits des Feuers so weit angenommen, dass man danach keinen Waldbrand oder Großfeuer löschen musste, sondern eben einen weiteren Brandherd auf der Insel, so wie das auch unter häufigem Ausschluss der Öffentlichkeit jedes Jahr vielfach passiert. - Man könnte nun auch einfach diesen Vorfall zuklappen, nichts passiert, Glück gehabt. Aber der Bürgermeister der Nordgemeinde will das noch nicht so auf sich beruhen lassen und bietet dieses positive Beispiel der "Bürgerbeteiligung" als Vorbild auch für anderen Gemeinden an. Er hinterfragt sogar das Eingreifen der Ordnungskräfte, welche die Nachbarn und Helfer bei der Brandbekämpfung sogar massiv behindert haben sollen. - Klar, die Polizei hat immer den Befehl, jeden "Zivilist" vom Feuer fern zu halten, nur die Profis sind für die Brandbekämpfung ausgerüstet und ausgebildet, aber da sei die Gegenfrage gestattet: Wie war das denn früher, als es auch gebrannt hat und es noch keine Hubschrauber und professionelle Feuerwehrleute gab, die innerhalb von Stunden am Brandherd sein können. - Früher, als alles anders, und nur manches besser war, da waren es natürlich die Nachbarschaften und dann die Gemeindearbeiter, welche solche Feuer letztendlich auch erfolgreich bekämpft haben.

Die Fragestellen nun lautet, sollen Bürger und Nachbarn die Notrufnummern wählen und dann warten, bis die Profis kommen, was sicher deutlich schneller geht als noch früher. Oder sollen die selbst den Schlauch nehmen und die Kettensäge und schon mal Hand anlegen, um eben die Zeitspanne vom lokalen Brandherd zum unkontrollierbaren Großfeuer deutlich zu strecken. Wir haben ja auch im Verlauf des Feuers rund um Tacande, San Nicolás und Jedey erlebt, dass die Bewohner zusammen mit den Einsatzkräften es verhindert haben, dass Wohnhäuser abgebrannt sind, obwohl die Anwohner eigentlich aus der Zone komplett verbannt wurden. - Es gab auf Gran Canaria nach dem großen Feuer 2007 dort bereits mal die Überlegung, die Bevölkerung, oder zumindest Teile davon rudimentär in der Brandbekämpfung zu unterrichten, um eben so schnell wie möglich Wirkung auf Brandnester ausüben zu können. - Das haben damals warnende Juristenstimmen, aber auch die Zähne der Zeit und der Krise abgewiegelt und nun stehen wir erneut vor der durchaus ernst zu nehmenden Frage, ob man denn nicht wieder mehr Bürgerverantwortung antreiben und sogar unterstützen will.

Der gesunde Menschenverstand sagt, selbstverständlich. Anderswo nennt man so etwas Freiwillige Feuerwehr, selbst in der kleinsten Gemeinde gibt es so etwas und man müsste das ja nicht mal so nennen, oder Wertigkeiten dabei verteilen. - Auf der anderen Seite könnte das auch wieder bedeuten, dass man seitens der Korporationen, also Inselregierung, oder in Spanien für die Waldbrandbekämpfung zuständiges Landwirtschaftsministerium diese "Bürgerwehren" zum Anlass nehmen könnte, weniger in die professionelle Brandbekämpfung zu investieren. - Auch könnten die Profis selbst das als "Konkurrenz" ansehen, so wie es auch anderswo auf der Welt wohl Reibereien zwischen Freiwilliger- und Berufsfeuerwehren gibt. - Mir gefällt der Spruch: "Jeder greife den ersten Schlauch" und oft sind ja auch die Profis auf die Hilfe der Nachbarn angewiesen, wenn die Spezialisten nicht wissen, welcher Feldweg befahrbar ist, wo es hier lang geht oder dort und wo Lichtungen sicher sind und wo bereits früher die Feuer am heftigsten getobt hatten. - Eigentlich eine verstörende Geschichte, da muss man Diskussionen anstoßen, um Selbstverständlichkeiten und gesunden Menschenverstand wieder an die Oberfläche zu lassen.






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