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Der "Drachenflugtag" geht jetzt in die entscheidende Phase, das Haus und der Kühlschrank leer und irgendwo piepst immer noch ein Tamagochi sein grausames Todeslied. - Meine Töchter hatten mich zwar instruiert, was ich machen soll, wenn es anfängt zu piepsen, aber wer nicht einmal eine Waschmaschine bedienen kann, der wird sich ganz bestimmt auch nicht erfolgreich durch das Fütterungsmenü hangel können. Vielleicht steht die Anleitung dazu auch noch auf einem der viele tausend Zettel, welche meine Zeit hier während des Drachenflugtags hier regeln sollen. Ich werde aber wohl eher die Batterie rausschrauben aus dem Tamaquäli, da ist mehr als ein Knopf an dem Ding, wie soll das für Männer also gangbar sein. Die Waschmaschine lebt noch, da ungenutzt und ich trage in dieser Zeit der Diaspora eh nur naturgefleckte Kleidung, wie so ein Reiseleiter der biosolublen Waldorfklasse.
Die Frauen haben, nach telefonischer Wohlaufkontrolle, Sie wissen schon, Kater, Waschmaschine, Mann, "Ihre" Insel gut erreicht und wenn ich mir die Wettervorhersage von Hiddensee so einverleibe, dann hätten sie lieber noch ein bisschen warten sollen. Vielleicht auf den Klimawandel, aber das ist ein anderes Thema… Die verreisen aber gerne, ich kann das überhaupt nicht verstehen, mir sind die Wege bis in die Hauptstadt schon zu weit und selbst nach Los Llanos schmiere ich mir bereits Brote und packe eine Thermosflasche mit heißem Kaffee ein. Von La Palma nach Nürnberg, dort nächster Flieger nach Berlin. Nächtliche Abholung durch zwei weitere Frauen und dann im Morgengrauen nach Stralsund. Dort auf die Fähre nach Hiddensee und irgendwie erscheint mir plötzlich Deutschland verkehrstechnisch sehr unterentwickelt zu sein. Ich musste, wenn ich von El Paso nach Los Llanos will, noch nie umsteigen. So hat jeder seinen Horizont und wenn ich jetzt kurz genug nachdenke, dann fallen mir auch viele Erklärungen auf ganz viele Fragen ein.
Der kleine Kater Paul lebt weiterhin, meist in der Brusttasche meines blauen Overalls. - Ich muss ja nebenher auch noch ein bisschen arbeiten und kann das frische Leben nicht wirklich lange alleine lassen. - Es ist erstaunlich, wie ruhig das kleine Tier an meiner Brust die Stunden erträgt während ich irgendwo Leckagen in Bewässerungen suche oder Durchlauferhitzer aus dem Kältestreik zu holen versuche. - Er hat auch noch kein einziges Mal in die Tasche gemacht, weder flüssig noch Feststoffe musste aus dem Overall kratzen und langsam gewinne ich das Gefühl, Paul ist vielleicht ein Wombat, oder gar ein anderes Beuteltier. - Vielleicht ist der Kerl auch einfach nur gut zu ertragen und wenn keiner zuguckt, oder nicht mal zuhört, dann erlaube ich mir bereits kurze Gedanken an Männerfreundschaften zwischen Kater und Kerl.
Familie Ingrid & Mathias Siebold
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