Ich weiß nicht, ob es was mit der Kastration zu tun hat. Ich darf das auch gar nicht glauben, denn das führte mich bereits wieder haarscharf an die Chauvi-Kasse heran und in einer Woche ist Saisonende, da kann ich mir finanzielle Eskapaden nicht mehr erlauben. - Unser, mein, halt der Familienkater ist ganz verzückt von elektrischen Haushaltsgeräten. - Damit kommt er sehr nach meiner Frau, haben doch gewisse elektrische Helfer bei uns im Haushalt Namen und werden fast personifiziert. - Ich gebe es zu, auch ich habe ein besonderes Verhältnis zu einem elektrischen Gerät. Mein Heizlüfter ist mir Kumpel und Freund zugleich, an manchen kalten El Paso-Tagen, aber ich werde Ihnen nicht verraten, wie ich ihn rufe… Paul denkt ganzheitlich und ist ebenso an Geschirrspülmaschine, Backherd wie Waschmaschine interessiert und schämt sich auch nicht, an den besagten kalten Tagen, mich vom günstigsten Einfallwinkel der Warmluft meines, hier einfach mal als "H" betitelten Gerätes zu verscheuchen. - Das macht der Nachwuchs-Mephistokles ganz geschickt, er lässt eine seiner drei weiblichen Helferinnen kurz nach mir rufen, ich solle, zum Beispiel mal irgend einen Stachel aus irgend einem Bein ziehen und kaum komme ich wieder, sitzt er auf meinem Platz und sonnt sich im zarten aber wärmenden Strahl des "H". - Dagegen hilft nun wieder erneutes Taktieren meinerseits, zurück in der Küche beim Kaffeeholen, stoße ich ganz unabsichtlich mit dem Fuß ein bisschen gegen seinen Futternapf aus getriebenem Feinsilber und schon springt der Herr heran und glaubt dort Nahrung zu finden. - Ich entschuldige mich nun kurz aber aufrichtig bei Paul, gehe dann wieder ins Büro und nehme erneut sofort die bevorzugte "H"-Position ein.
So oft ist es aber auch gar nicht kalt hier, diesen Winter sowieso nicht und deshalb bemüht sich Paul dann vorwiegend um die anderen Geräte in unserem Haushalt. - Die Waschmaschine zeigt tägliche linksgedrehte Schaumsoaps, die er dann von seiner Loge aus, dem zugeklappten Toilettensitz, beobachten kann. Der Geschirrspüler verbreitet beruhigende Geräusche, die ihn anscheinend an seine embryonale Phase erinnern, ähnlich müssen wohl die Darmgeräusche seiner Mutter gewesen sein. Den Backofen, den mag er am allerliebsten, da steckt so viel Gutes drin. Inzwischen sehen wir in allen Geräten nach, wenn wir eines in Betrieb nehmen, besser gesagt meine Frau sieht nach, denn ich habe eine zwanghafte Berührungsphobie vor großen, meist weißen und elektrischen Haushaltsgeräten. Aber die beste alle Katzenmütter guckt, ob da nicht doch noch der Paul neben der Pizza sitzt, oder mit der Arielette im guten, alten Lavamat spielt. - Dabei werde ich nie den lehrreichen Satz meiner Frau vergessen, die mich vor ihrer jährlichen Urlaubsfahrt immer bestens instruiert: "Nimm immer erst den Kater aus der Waschmaschine, bevor du diese anstellst, sonst bekommst du die Fussel nie wieder aus der Wäsche." - Kein Wunder, dass man da Ängste vor dieser, vielleicht Kater fressenden Maschine bekommt, die rühr ich nicht mehr an. - Allerdings besteht auch gute Hoffnung, dass Paul mir während der fraulichen Sommerferien dann mal zur Hand gehen kann, wenn er schon so intensiven Kontakt mit diesen, eigentlich männerunfreundlichen Maschinen hat. - Warum männerunfreundlich? - Ganz einfach, ich will saubere Socken und da stehen zwanzig Programme zur Auswahl, die direkt zwischen mir und meinem Wunsch nach rundum erfrischten Socken stehen. - Ich will eine heiße Pizza und muss dazu erst das Betriebssystem des Ofens hochfahren und dann sophistische Eingaben machen und nun entscheiden, ob denn das zu backende Teigwerk eher Kuchen, oder Brot ähnelt, dabei brauchen Männeröfen doch nur einen Knopf, den zum heiß machen. - Paul setzt seine Studien der Haushaltsgeräte intensiv fort und ich sehe so diesem grausamen und frauenlosen Sommertermin deutlich angestrengter entgegen als er.
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